Wie spanische Medien am Dienstag berichteten, zog die Staatsanwaltschaft, die zuvor neun Jahre Haft wegen sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung geforderte hatte, die Klage gegen Martinez zurück. Zur Begründung gab die Behörde fehlende Beweise und Widersprüche in den Aussagen des mutmaßlichen Opfers an.
Franziskus greift ein
Der Missbrauch soll sich zwischen 2004 und 2007 in einer Kirchengemeinde in der südspanischen Provinz Granada zugetragen haben. Der Fall sorgte für internationale Aufmerksamkeit, nachdem sich Papst Franziskus vor zwei Jahren persönlich eingeschaltet hatte. Nachdem das inzwischen 27 Jahre alte mutmaßliche Opfer dem Papst in einem Brief die damaligen Geschehnisse geschildert hatte, griff Franziskus zum Telefon. Zunächst rief er den jungen Mann an, um sich persönlich im Namen der katholischen Kirche zu entschuldigen.
Franziskus ermutigte ihn zudem, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. In einem zweiten Telefonat forderte er den Bischof von Granada auf, den Fall zu untersuchen. Insgesamt zehn spanische Priester sowie zwei Laien mussten sich seitdem in Granada wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht verantworten.
Freispruch schreckt ab
Wie aus der Anklageschrift hervorging, sollten sie sich vor mehr als elf Jahren mehrfach an einem minderjährigen Messdiener sexuell vergangen oder den Missbrauch gedeckt haben. Gegen alle wurde das Verfahren mittlerweile eingestellt. Nur gegen den Gemeindeverantwortlichen Roman Martinez Velazquez wurde die Anklage aufrechterhalten.
Juan Pedro Oliver, Vorsitzender der spanischen Vereinigung für Kinderrechte (Prodeni), kritisierte die Entscheidung des Gerichts und der Staatsanwaltschaft. "Viele Missbrauchsopfer werden nun vor einer Anzeige zurückschrecken", so Oliver laut spanischen Medienberichten.