Im Vatikan hat die Leitungsebene über die Finanzlage der katholischen Kirchenzentrale beraten. In einer Sonderversammlung am Freitag unterrichtete Kardinal Reinhard Marx als Koordinator des vatikanischen Wirtschaftsrats die Ressortverantwortlichen dem Vernehmen nach über Perspektiven der Haushaltsentwicklung und über Sparzwänge. Einzelheiten und Ergebnisse wurden nicht bekannt.
Die Finanzlage des Vatikan gilt als angespannt; laut internen Beobachtern fehlt es an einer gemeinsamen Strategie der zuständigen Organe, wie sie ihre Ressourcen nutzen wollen.
Kardinal Marx koordiniert den Wirtschaftsrat
Wie das vatikanische Presseamt auf Anfrage bestätigte, nahmen an dem Treffen die Chefs der Kurienbehörden, der mit dem Heiligen Stuhl verbundenen Einrichtungen und der Institutionen des Vatikanstaats teil.
Als Koordinator des 2014 geschaffenen Wirtschaftsrats hat Marx, der auch dem Kardinalsrat zur Kurienreform angehört, eine Aufsichtsfunktion über die Haushaltsangelegenheiten der römischen Kurie. Die Aufgabe, über ein konsolidiertes Budget zu wachen, liegt hingegen beim untergeordneten Wirtschaftssekretariat.
Leitungsposten vakant
Dessen Spitze ist seit Juni 2017 verwaist, nachdem sich der erste Amtsinhaber Kardinal George Pell einem Gerichtsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs in Australien stellen musste. Auch der Posten des Generalrevisors ist seit Juni 2017 vakant. Die Frage von Neubesetzungen dieser zentralen Ämter spielte bei den Beratungen am Freitag laut Kurienkreisen keine Rolle.
Als ein Signal für die angespannte Haushaltslage des Vatikan gilt, dass für die vergangenen vier Jahre keine wirtschaftlichen Eckdaten mehr veröffentlicht wurden. Ein Faktor bei der Finanzentwicklung sind rückläufige Beiträge und Spenden aus der Weltkirche vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals. Zudem fällt es der Vatikanbank IOR unter den Bedingungen an den Finanzmärkten schwerer, Gewinne für den Haushalt der vatikanischen Einrichtungen zu erwirtschaften.