Darin geht es darum, wie "religiöse und kulturelle Vielfalt im Einwanderungsland Deutschland gestaltet werden kann". Leiter der Projektgruppe, die das Papier erarbeitete, ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby. Beteiligt ist auch die religionspolitische Sprecherin der Fraktion, Kerstin Griese.
Ziel ist demnach eine Charta für Demokratie und Vielfalt, die von einem Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften und der Zivilgesellschaft getragen wird.
Chance und Herausforderung
Griese sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Kulturelle und religiöse Vielfalt ist Chance und Herausforderung für unser Land." Deshalb dürfe weder die individuelle Religionsfreiheit noch die Trennung von Staat und Kirche angetastet werden. "Unsere Überzeugung lautet: Glaubensinhalte müssen so gelebt werden, dass sie Gläubigen die Teilhabe am multireligiösen und pluralen Deutschland ermöglichen", so die SPD-Politikerin.
Der Austausch und das Wissen über verschiedene Religionen und Kulturen sei die beste Grundlage für einen respektvollen und toleranten Umgang und ein friedliches Miteinander. Ein Dialog zwischen Politik und islamischen Verbänden sei dringend nötig, um die noch offenen Fragen der Gleichstellung islamischer Gemeinschaften zu diskutieren.
Deutschland ist Einwanderungsland
In dem Papier heißt es unter anderem, Deutschland sei ein von Vielfalt geprägtes Einwanderungsland. Nur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit garantierten, dass sich eine vielfältige Gesellschaft wirklich entfalten könne. Leitbild sei das Grundgesetz.
Zum Grundkonsens des Landes sollte es gehören, dass "wir Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit entschieden entgegentreten". Zwar sei Demokratie nie ungefährdet, derzeit gebe es neben Zusammenhalt aber auch "Tendenzen zur gesellschaftlichen Spaltung".
Integration als Aufgabe
Aufgabe bleibe die Integration - auch, weil sozial und politisch abgekoppelte Menschen leichter für fundamentalistische Ideologien zu gewinnen seien. Das Papier appelliert an Kirchen, Religionsgemeinschaften, Politik, Schulen und Medien, das Wissen über die Weltreligionen und den interreligiösen Dialog zu fördern.
Konkret fordern die Politiker die Einstellung von mehr Sozialpädagogen in Schulen. Mit ihrer Arbeit könnten sie Tendenzen zu einer Radikalisierung frühzeitig entgegenwirken. Zudem müssten Deradikalisierungsangebote, die Ausstiegsarbeit und die zivilgesellschaftliche Präventionsarbeit gegen islamistischen Extremismus, Antisemitismus, Islamophobie und Rechtsextremismus gestärkt werden.
Diaby erklärte auf Anfrage, mit dem neuen Integrationskonzept sollten Chancengleichheit in der Bildung und faire Arbeitsbedingungen für alle Menschen in Deutschland geschaffen werden. Das bedeute mehr Lehrkräfte und Erzieher, mehr Sozialpädagogen und eine bessere Vermittlung in Arbeit. "Das liegt im Interesse des ganzen Landes", so Diaby.