Sportverband hofft auf Impulse durch Olympische Spiele

Euphorie aus Paris mitnehmen

Die Olympischen Spiele sind vor ein paar Tagen zu Ende gegangen. Die Stimmung in Paris hat den Präsidenten des katholischen Sportverbandes sehr beeindruckt. Michael Leyendecker hofft dadurch auf einen Impuls für junge Sportler.

Annett Kaufmann im Tischtennis-Mannschaftspiel der Frauen bei den Olympischen Spielen   / © Sven Hoppe (dpa)
Annett Kaufmann im Tischtennis-Mannschaftspiel der Frauen bei den Olympischen Spielen / © Sven Hoppe ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie waren gestern bei der Ehrung von Sophia Junk, einer DJK-Sportlerin und Olympia-Bronze-Gewinnerin der 4 x 100 Meter Staffel und haben sich mit ihr gefreut. Sie war im Vorlauf der Sprintstaffel noch mit dabei, aber vor dem Endlauf mit Muskelproblemen ausgeschieden. Hat sie sich mittlerweile erholt und kann sich freuen?

Michael Leyendecker (Präsident des katholischen Sportverbands in Deutschland / DJK-Sportverband): Sie war freudestrahlend, was man mit einer Bronzemedaille auch sein darf. Das Besondere daran war, dass sie das von sich aus dem Team gesagt hat. Das wissen viele nicht.

Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper, Rebekka Haase und Sophia Junk feiern mit ihren Bronzemedaillen / © Michael Kappeler (dpa)
Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper, Rebekka Haase und Sophia Junk feiern mit ihren Bronzemedaillen / © Michael Kappeler ( dpa )

Das heißt, sie hat selber auf den Finallauf verzichtet, um für das Team etwas Größeres zu erreichen. Eine unglaubliche menschliche und faire Geste, die im Spitzensport nicht immer selbstverständlich ist.

DOMRADIO.DE: Sie sind bei weiteren Olympiaehrungen dabei. Denn auch erfolgreiche DJKler und DJKLerinnen sind aus Paris zurückgekommen. Wer war alles dabei? 

Leyendecker: Wir haben zum Beispiel Tim Hellweg dabei. Der Triathlet hat in der Mix-Staffel Gold geholt. Das war ein enormer Erfolg. Annett Kaufmann als Tischtennisspielerin hat alle begeistert. Sie ist eine sehr junge Spielerinnen, freudestrahlend und dabei hochkonzentriert. Jörg Roßkopf als Trainer der deutschen Nationalmannschaft im Tischtennis ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland bekannt. Auch er ist immer noch ein DJKler.

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie mit den Sportlern und Sportlerinnen in Kontakt getreten?

Leyendecker: Wir haben sie zum Teil im Deutschen Haus getroffen. So konnten wir einen Erstkontakt herstellen. In den nächsten Wochen werden wir nochmal direkt auf sie zugehen, um ihnen auch von der DJK eine Ehrung für herausragende sportliche, aber an vielen Stellen auch menschliche Leistung, die sie gezeigt haben, zukommen zu lassen. 

Michael Leyendecker

"Besonders schön ist bei Olympia, dass jede Person bejubelt wird unabhängig von der Nation."

DOMRADIO.DE: Sie waren selber ein paar Tage in Paris mit dabei. Da haben Sie wahrscheinlich aus der Perspektive des katholischen Sportverbands nicht nur auf die Siege und Erfolge, sondern auch auf Teamgeist und Fair Play geguckt. Was ist Ihnen besonders positiv oder negativ aufgefallen? 

Leyendecker: Das Motto der Spiele war "Games wide open". Ich glaube, das konnte man wirklich erleben. Paris hat es geschafft, die Spiele in die Gesellschaft und in die Stadt hinein zu transferieren. 

Besonders schön ist bei Olympia, dass jede Person unabhängig von der Nation bejubelt wird. Das gibt es fast nur bei Olympia. Wir waren beim Skateboard, BMX oder 3x3-Basketball. Da wurde eine Riesenparty gefeiert für jeden, der teilgenommen hat. Unabhängig davon, ob es Rivalitäten gab oder nicht. Das ist sehr schön zu sehen. 

Vor den Olympischen Spielen in Paris / © Mike Egerton (dpa)
Vor den Olympischen Spielen in Paris / © Mike Egerton ( dpa )

Thomas Bach (Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Anm. d. Red.) hat am Ende der Olympischen Spiele gesagt, dass die Spiele keinen Krieg beenden können, aber eine Vision geben können. Sie zeigten, wie 206 Nationen friedlich miteinander in Wettkampf treten und eine riesige Feier feiern. Ich glaube, das ist der Kern dessen, was Olympia ausmacht und man als Vision mitnehmen kann.

Michael Leyendecker

"Vor allem nehmen wir Menschen in den Blick, die andere vielleicht nicht mehr im Blick haben."

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielen zum Beispiel Teamgeist und die christlichen Werte beim DJK? Wie vermitteln Sie das?

Leyendecker: Das ist der Kern unseres Verbandes. Das heißt, bei uns ist das Motto "Sport um der Menschen willen". Das heißt, wir wollen über den Sport vor Ort das Leben etwas besser machen. Vor allem nehmen wir Menschen in den Blick, die andere vielleicht nicht mehr im Blick haben. 

Das bedeutet, dass wir in unserem Verein besonders den Fokus darauf legen, wo sozial benachteiligte Menschen sind, um diese in die Gesellschaft zurückzuholen. Das machen wir mit unseren Übungsleitenden und unseren Vereinen an der Basis. Das ist der Kern des Verbandes. In übungsleitenden Ausbildungen sind wir tätig, um zu zeigen, wie wir christliche Werte, Teamgeist und Ähnliches vor Ort vermitteln können.

Michael Leyendecker

"Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit wir entsprechend Hilfe anbieten können."

DOMRADIO.DE: Wie wollen Sie diesen Olympiaschwung nutzen? Bieten Sie mehr Kurse an oder neue Sportarten?

Leyendecker: Wir hoffen natürlich, dass die Anmeldezahlen weiter hoch sind. Der Sport hat gerade nach den Corona-Jahren enorme Zuwächse in den Mitgliedszahlen. Das merken wir auch als DJK. Wir hoffen, dass der Trend bleibt. 

Wir hoffen auch darauf, dass die Rahmenbedingungen besser werden, dass politisch Verantwortliche sehen, dass die Schwimmbäder nicht geschlossen werden, dass Hallen saniert werden, dass wir Trainingszeiten bekommen. 

Das ist ganz entscheidend. Denn wir haben in vielen Vereinen lange Wartelisten, gerade im Kinder- und Jugendbereich. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit wir entsprechend Hilfe anbieten können. 

Das Interview führte Tim Helssen.

DJK-Sportverband

Der DJK-Sportverband ist ein katholischer Sportverband in Deutschland mit Sitz im rheinischen Langenfeld. Er versteht sich als christlich wertorientierter Sportverband unter katholischem Dach und nimmt laut eigenen Angaben jede Person auf, der diese Orientierung mitträgt. Etwa 500.000 Sportlerinnen und Sportler betreiben in rund 1.100 DJK-Vereinen über 100 Sportarten. Präsidentin ist seit 2015 Elsbeth Beha. Geistliche Bundesbeirätin ist seit 2018 Elisabeth Keilmann, die zugleich Olympia- und Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Das Logo des DJK-Sportverbandes (DJK)
Das Logo des DJK-Sportverbandes / ( DJK )
Quelle:
DR