Sprichwortraten - woher kommt’s?

Nach Strich und Faden

Man hört diese Redewendung ständig: nach Strich und Faden belügen, verwöhnen, blamieren. Doch warum sagt man das eigentlich?

SonntagsFrage (dpa)
SonntagsFrage / ( dpa )

Übersetzt steht "nach Strich und Faden" als Synonym für das Wort "gründlich" und geht auf den Faden zurück, mit dem damals gewebt wurde. 
Die Kunst des Webens gibt es schon seit mehr als 32.000 Jahren. So ist schon das Hemd Jesu gewebt gewesen. Heutzutage geschieht das meist maschinell, weshalb die Handweberei fast ausgestorben ist.

Geprüft auf Strich und Faden

Bis zum 19. Jahrhundert war das noch anders. Weber war ein weit verbreiteter Beruf. Doch wollte man ein Weber werden, dann wurde man vorher auf Strich und Faden geprüft. Gemeint ist damit die Prüfung der Arbeiten des Lehrlings vom Meister: Dieser prüfte die Webarbeit stets auf den Strich, das Webmuster und auf den Faden, den Webstoff. Auf Strich und Faden eben.

Hahnentritt und Prince of Wales Check

Wie beim Stricken gibt es auch beim Weben viele verschiedene Muster. Das wohl bekannteste Webmuster ist das „Nadelstreifen“-Muster. Die farblich abgehobenen Fäden werden dabei in ein Grundgewebe eingewebt. Das ist aufwändig und erklärt den Preis vieler Anzüge. Es gibt aber auch noch zahlreiche weitere Webmuster. Die haben teilweise kuriose Namen, wie : Prince of Wales Check oder Hahnentritt. Das Prince of Wales Muster hat sogar tatsächlich etwas mit dem Prinz von Wales zu tun: Es wurde im 14. Jahrhundert für Edward II von England erstmals erstellt, dem damaligen Fürst von Wales. Bei diesem Muster verlaufen zwei Karomuster übereinander. Das „Überkaro“ ist dabei kontrastreicher, als das darunter. Grundsätzlich gilt: je größer der Kontrast, desto legerer der Anlass.

Weben heute

Heute gilt die Handwebkunst nur noch als Kunsthandwerk. Sie findet jedoch noch Anwendung in der Ergotherapie. Hier wird sie vor Allem bei der Arbeit mit Behinderten Menschen genutzt, um Tastgefühl und Beweglichkeit der Arme zu verbessern. Übrigens: Augen auf beim Kauf von gewebten Textilien. In Webereien in Entwicklungsländern herrschen oft unmenschliche Zustände und auch Kinderarbeit ist keine Seltenheit.