"Vielleicht sind wir bis jetzt immer noch in der Anfangszeit unserer Communaute gewesen", sagte der deutsche Katholik und Prior Frere Alois (Löser, 69) im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Nun aber brauche es für die Kontinuität der Gemeinschaft festere Strukturen als zuvor: "mehr Beteiligung aller Brüder an der Entscheidungsfindung, auch in materiellen und pastoralen Fragen", so der scheidende Prior.
Viele haben Frere Roger nicht mehr kennenlernen dürfen
Sein Nachfolger, der britische Anglikaner Frere Matthew (Andrew Thorpe, 58), betonte, mehr als ein Dutzend der rund 90 Taize-Brüder hätten inzwischen den gestorbenen Gründer Frere Roger (1920-2005) gar nicht mehr selbst erlebt.
Es gelte, die persönlichen Bindungen untereinander künftig durch einfache Strukturen und gemeinsamere Entscheidungen zu verstärken. Dafür sei viel Zuhören erforderlich.
Frere Matthew dankte seinem Vorgänger für alles, was er in seinen 18 Jahren als Prior für die Gemeinschaft getan habe.
In Taize ist man glücklich mit der derzeitigen Situation
Frere Alois habe sie durch eine schwierige Zeit und auf neue Wege des Austauschs geführt, sagte er mit Blick auf die Corona-Pandemie.
Der neue Prior hatte kürzlich das Thema "Schwestern in der Brüdergemeinschaft von Taize" angesprochen. Dazu präzisierte Frere Matthew im KNA-Interview, für diese Frage brauche es wohl noch eine Zeit des Reifens.
Man sei eigentlich glücklich mit der derzeitigen Situation in Taize. Es gebe seit über 50 Jahren eine Zusammenarbeit mit den Schwestern von Saint-Andre.
Auch Frauen leben und helfen in Taize
Zudem lebten junge Frauen als Freiwillige, polnische Ursulinen und andere Schwesterngemeinschaften in Taize, die bei der Begleitung der Gäste helfen.
"Manchmal kommt die Frage: 'Kann ich als Frau nicht auch Schwester von Taize werden?' - Mit dieser Frage müssen wir uns natürlich auseinandersetzen", so Frere Matthew.
Eine Entscheidung darüber liege nicht beim Prior, sondern bei der gesamten Gemeinschaft. "Wir müssen weiter darüber sprechen und eines Tages eine Entscheidung treffen, falls jemand kommt und uns die Frage mit großem Ernst stellt."
Ein Symbol der Ökumene
Taize ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung. Der Ort im südlichen Burgund ist Sitz einer christlichen Gemeinschaft und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt.
Der Bruderschaft gehören rund 90 Männer aus etwa 30 Ländern an, die aus protestantischen Kirchen und der katholischen Kirche stammen. Von ihnen lebt etwa ein Viertel in kleinen Gemeinschaften in Asien, Afrika und Südamerika.
Diese Brüder teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Einsamen. Zum Ersten Advent (2./3. Dezember) findet die Stabübergabe der beiden Prioren statt.