DOMRADIO.DE: Auch im vorigen Jahr haben die Fans im Kölner Dom für eine gute Saison gesungen und gebetet. Was ist beim letzten Gottesdienst denn schiefgelaufen? Der 1. FC Köln ist ja nun in die 2. Liga abgestiegen ....
Msgr. Robert Kleine (Stadt- und Domdechant Köln): Jetzt könnte ich ganz frech sagen: Ich war ja voriges Jahr nicht dabei. (lacht) Nein, es geht ja auch darum, dass in der Andacht darum gebetet wird, dass es eine friedliche und faire Saison wird.
Und dann wünscht jeder Fan innerlich natürlich, dass sein Verein Erfolg hat. Aber es ist natürlich so, dass der liebe Gott, glaube ich, ein Unparteiischer ist. Wir Kölner wünschten und glauben natürlich, dass sein Herz ein bisschen mehr für den 1. FC Köln schlägt. Aber die Mannschaft muss dann auch Leistung bringen. Und letztes Jahr hat es nicht geklappt mit dem Klassenerhalt.
Jetzt ist ein neuer Start und neues Glück und hoffentlich auch viel Erfolg. Und dann freuen wir uns, wenn der Gottesdienst im nächsten Jahr wieder am ersten Spieltag der 1. Bundesliga gefeiert wird.
DOMRADIO.DE: Der ökumenische Gottesdienst ist in diesem Jahr ganz besonders gestaltet. Es gibt neben der FC-Hymne auch noch andere Lieder, die da gesungen werden.
Kleine: Es kommen natürlich vor allem FC Fans, aber wir laden alle Fans aller Vereine ein. Also, jeder HSV-Fan, der heute in Köln ist, kann auch sehr gerne in den Dom kommen. Und am Ende nach dem Segen ist traditionell die FC-Hymne dran.
Aber zwischendurch hören wir als Überraschung einige Lieder, die die Orgel improvisiert, die man erkennt und die etwas mit dem Thema dieses Gottesdienstes zu tun haben. Und jeder ist natürlich eingeladen, im Trikot zu kommen und dann stimmgewaltig am Ende auch mitzusingen.
DOMRADIO.DE: Ich persönlich bin ja Hamburger, obwohl ich mit Fußball nun wirklich überhaupt gar nichts am Hut habe. Aber gibt es denn vielleicht auch so ein bisschen Hamburger Liedgut, was dann von der Orgel improvisiert wird?
Kleine: Wir müssen mal gucken, ob wir so weit gehen. (lacht)
DOMRADIO.DE: Darf man denn für den Sieg der eigenen Mannschaft beten?
Kleine: Da habe ich die klare Meinung. Ich würde nicht beten für den eigenen Sieg der Mannschaft. Das kann man natürlich machen, aber ich glaube, das ist ein sehr egoistisches Gebet. Egoistische Gebete sind nie so ganz gut, weil man etwas fordert vom lieben Gott. Das sind dann ja auch konkurrierende Gebete.
Aber man kann natürlich um eine faires Spiel bitten, dass es friedlich bleibt und dass eine gute Stimmung ist. Ich glaube, dass manche das tun und dass sie die Daumen drücken. Wenn hier die Heimspiele sind, dann ist auch der Kerzenverbrauch im Dom etwas größer.
Möglich wäre es, darum zu bitten, dass alle das, was sie im Training gelernt haben, auch gut umsetzen können.
DOMRADIO.DE: Wie groß ist denn die Hoffnung, dass Sie im nächsten Jahr die FC-Fans als Anhänger eines Erstligaklubs begrüßen können?
Kleine: Die Hoffnung ist schon da, und sie ist auch groß. Es sind ja auch Spieler ganz bewusst beim Verein geblieben. Und wir haben ja auch in der Vergangenheit einige Male schon einen Abstieg ertragen und dann einen Aufstieg feiern können.
Deshalb bin ich ganz zuversichtlich, weil der ersten Bundesliga so ein sehr heimatverbundener und sehr spezieller und authentischer Verein fehlt. Deshalb drücken wir die Daumen, dass wir am Ende der Saison "Nie mehr zweite Liga" singen können.
Das Interview führte Tim Helssen.