Das besagt eine Studie des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaft. Diese wurde am Mittwochabend vorgestellt. In dem Buch "Una voce in difesa" (Eine Stimme zur Verteidigung) werten die slowakischen Autoren Peter Slepcan und Robert Letz bislang unerschlossene Quellen in der Slowakei wie im Vatikan aus.
In dem rund 430 Seiten umfassenden Werk geht es insbesondere um das Bemühen des damaligen Weihbischofs in Trnava, Michal Buzalka (1885-1961), und des päpstlichen Nuntius Giuseppe Burzio (1901-1966), das Vordringen der NS-Rassenideologie zu verhindern und in der Folge jüdische Slowaken vor der Vernichtung zu bewahren.
Die bisherige Geschichtsschreibung sei noch zu sehr von der früheren kommunistischen Deutung zu Zeiten der CSSR bestimmt gewesen und habe auch zu wenige Quellen nutzen können, so die Historikerin Emilia Hrabovec von der Universität Bratislava.
Slowakei unter starken Einfluss von Nazi-Deutschland
Die seit 1939 unabhängige Slowakei stand unter starkem Einfluss Nazi-Deutschlands und beteiligte sich ab 1939 an dessen Krieg gegen Polen und die Sowjetunion. Insbesondere unter dem faschistischen Ministerpräsidenten Vojtech Tuka (1880-1946) wurden antisemitische Gesetze erlassen und später Juden in Vernichtungslager außerhalb der Slowakei abtransportiert.
Kritische Äußerungen von Kirchenvertretern und kirchlichen Medien gegen die Rassenideologie und den Faschismus seien maßgeblich von Rom aus unterstützt worden, so Hrabovec.
Auch die Enzyklika "Mit brennender Sorge" an die katholische Kirche in Deutschland, in der Papst Pius XI. 1937 Politik und Ideologie des Nationalsozialismus verurteilte, sei von Bischöfen in der Slowakei lebhaft rezipiert worden. Diese seien "extrem widerständig gegen die rassistische Ideologie der Nazis" gewesen, so der italienische Historiker Matteo Luigi Napolitano.
Seligsprechungsverfahren für Bischof Buzalka
Nachdem damals bekannt wurde, dass Juden nicht wie andere Slowaken zu Zwangsarbeit verschleppt wurden, sondern in Vernichtungslager, hätten Kirchenvertreter dazu aufgerufen, Juden zu taufen, um sie als Katholiken vor der Deportation zu retten oder sie zu verstecken, so Hrabovec.
Natürlich könne man über die Gesamtwirkung kirchlichen Bemühens sowie über Einzelentscheidungen im Nachhinein zu unterschiedlichen Einschätzungen kommen. Dennoch werde mit dem Buch das Gesamtbild zu Recht neu gezeichnet.
Bischof Buzalka wurde 1945 und noch einmal 1950 von den kommunistischen Machthabern wegen "Spionage für den Vatikan" zu lebenslanger Haft verurteilt. An den Folgen der Haft starb er 1961. Für Buzalka läuft aktuell ein Seligsprechungsverfahren.