DOMRADIO.DE: Wie können wir uns die Heilig-Rock-Tage als Fest genau vorstellen?
Judith Rupp (Pressesprecherin des Bistums Trier): Es ist so, dass wir in der Tat diese Reliquie im Dom beherbergen, sie wird aber bei den diesjährigen Heilig-Rock-Tagen nicht gezeigt. Die Wallfahrten sind sehr seltene Ereignisse, die letzte war 2012. Diese Reliquie ist bei uns in einem Schrein in der so genannten Heilig-Rock-Kapelle aufbewahrt und diese Heilig-Rock-Kapelle ist auch nur während des Bistumsfestes zum Gebet geöffnet. Man kann also derzeit einfach dorthin gehen und am Schrein beten. Der Heilige Rock ist für uns, ich sag mal, der Kristallisationspunkt für dieses Bistumsfest, weil er eben auf den verweist, der ihn getragen haben soll: Jesus Christus. Der steht im Mittelpunkt und um ihn herum feiern wir dieses Fest.
DOMRADIO.DE: Das heißt, die Heilig-Rock-Tage werden zwar jedes Jahr gefeiert, aber nicht jedes Jahr findet eine Wallfahrt zum Heiligen Rock statt?
Rupp: Das ist richtig. Wir haben keinen festen Abstand, wie das bei manch anderen Wallfahrten in anderen Bistümern der Fall ist. Es gab eine Wallfahrt 1996, dann wieder 2012. Das Jahr 2012 hatten wir deshalb als Datum gewählt, weil es damals 500 Jahre her war, dass der Heilige Rock das erste Mal gezeigt wurde. 1512 hatten sich die Bürger Triers das Zeigen erstritten, bis dahin war das eher unüblich, dass diese Reliquie zu sehen war. Seitdem gab es dann in unregelmäßigen Abständen immer wieder große Wallfahrten, die Wallfahrten gingen dann auch über vier Wochen. 2012 hatten wir weit über 500.000 Besucher. Und nach der Wallfahrt 1996 hatten wir uns gesagt, das ist so ein wunderbarer Anlass, der uns hier zusammenführt als Bistum, ein Anlass, der uns die Möglichkeit gibt, uns nochmal als Bistum zu treffen, unseren Glauben zu feiern und uns gegenseitig im Glauben zu bestärken, dass wir das verstetigen wollten. Deswegen gibt es seit 1997 die Heilig-Rock-Tage.
DOMRADIO.DE: Diese Tage sind ganz ausdrücklich nicht nur etwas für überaus fromme Menschen, oder?
Rupp: Absolut. Wir sagen, wer kommen will, soll kommen. Unser Programm ist auch so gestrickt, dass es eigentlich für jeden etwas anbietet. Wir haben sozusagen Zielgruppen-Programme. Zum Beispiel kommen - und das auch schon von Anfang an - immer an zwei Tagen die Kindergartenkinder, die in diesem Jahr in die Schule gehen. Am Dienstag und Mittwoch haben wir wieder über 6.000 Vorschulkinder, die rund um den Dom wuseln werden, die sich – natürlich auf kindgerechte Art - auch mit dem Leitwort befassen, die Workshops machen, die Heilig-Rock-Kapelle besuchen und den Abschlussgottesdienst miteinander feiern.
Aber wir haben zum Beispiel auch seit vielen Jahren Ehejubilare, die kommen und sich nochmal ihrer Beziehung vergewissern und den Segen zusprechen lassen. Dann haben wir einen Jugendtag, wir haben die Pfarrsekretärinnen, die sich treffen. Außerdem haben wir auch in jedem Jahr ein Leitwort, das den inhaltlichen Rahmen ein bisschen absteckt. Deswegen ist es uns wichtig, dass wir sagen, jeder kann kommen. Wir haben abends um 19 Uhr immer ein Konzert im Kulturzentrum, um 21 Uhr das Abendlob. Das sind Veranstaltungen, da muss man sich nicht anmelden, da kann man einfach vorbeikommen.
DOMRADIO.DE: Das Motto in diesem Jahr lautet: "Herausgerufen. Du hast mehr verdient!" Was steckt dahinter?
Rupp: Herausgerufen bezieht sich auf das Abschlussdokument unserer Diözesansynode, die wir von 2013 bis 2016 hatten und ihre Umsetzung: Wie wollen wir Kirche sein im 21. Jahrhundert, wie müssen wir uns verändern, wie wollen wir zukünftig bei den Menschen sein? Das ist für uns Programm für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Deswegen muss das auch über dem Bistumsfest stehen. Wir versuchen aber auch immer zu gucken, was gibt es gerade an ganz aktuellen Themen. Und die Frage nach dem "Mehr" im Leben ist eine Frage, die uns immer wieder begegnet.
In diesem Jahr können wir sie noch mal besonders verbinden mit dem 200. Geburtstag von Karl Marx, der in Trier gefeiert wird. Da haben wir gesagt, wir gucken mal, was dieses "Mehr" im Leben ist. Da geht es zum Beispiel um Lebenswerte und gute Arbeit. Für uns im Bistum Trier ist das schon ganz lange ein Thema. Seit mehr als 30 Jahren haben wir die "Aktion Arbei", die sich Langzeitarbeitslosen und dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit widmet. Das sind Themen, die wir auch ganz praktisch angehen, schon seit vielen Jahren. Bei diesem Bistumsfest greifen die Zielgruppen das auf, man merkt das in den Veranstaltungen, beim Abendlob kommt es thematisch immer mal wieder durch. Wir freuen uns auch, dass am Samstag Kardinal Marx bei uns sein wird und über die Themen Arbeit und Würde der Arbeit sprechen wird und natürlich ein bisschen über Karl Marx. Das zieht sich so durch das ganze Programm.
DOMRADIO.DE: Wofür lohnt es sich besonders, während der Heilig-Rock-Tage nach Trier zu kommen?
Rupp: Das ist eine ganz schwierige Frage, weil ich einfach diese zehn Tage insgesamt so wunderbar finde. Sie erleben hier ein so buntes Bild in Trier, in der Stadt. Wir sind auch auf dem Hauptmarkt vertreten mit einem Infozelt, das Kulturzelt vor dem Dom, aber auch im Dom, dort sind natürlich die großen Gottesdienste, aber auch das Gewusel, wenn die Kinder da sind.
Ich greife trotzdem eins heraus, die anderen mögen es mir verzeihen, weil es einfach der schönste Tagesabschluss ist, denn man sich wünschen kann, das Abendlob um 21Uhr jeden Abend. Das ist eine ganz tolle Verbindung von Musik und Text, die auch aus der Wallfahrt 1996 entstanden ist. Das ist ein Format, das dauert etwa 45 Minuten und legt einen großen Schwerpunkt auf die Musik, ganz unterschiedlicher Art. Wir haben Chormusik, wir haben Saxophon und Orgel, Flöte und Harfe, wir führen eine Bachkantate auf. Das Ganze in Verbindung mit zwei oder drei Wortbeiträgen, die entweder das Leitwort oder die Themen, die die Musik aufgreift, nochmal vertiefen.
Der Bischof gibt außerdem nochmal einen Impuls und das ist einfach ein wunderbarer Tagesabschluss. Das hat sich etabliert und wir freuen uns, dass wir da auch, was die Sprecher angeht, tolle Gäste haben. Heute Abend ist der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Bedford-Strohm, als Sprecher dabei, am kommenden Freitag ist es Annegret Kramp-Karrenbauer, die CDU-Generalsekretärin. Weitere Sprecher sind Pastoral-Referentinnen, Diakone aus unserem Bistum, die sich engagieren oder Menschen, die bei uns für die Kitas zuständig sind, mit dem Thema Arbeit also durchaus zu tun haben und uns dazu einiges sagen können.
Das Interview führte Dagmar Peters.