Allein 2006 stellte die Aachener Zentrale für mehr als 1.400 Projekte in etwa 80 Ländern 147 Millionen Euro zur Verfügung - fast 95.000 Projekte in 139 Ländern sind es seit dem Beginn 1958.
Misereor entstand nicht am Grünen Tisch; es gab keine Vorbilder. In der Zeit des Kalten Krieges, des ausgehenden Kolonialismus in Afrika und der aufziehenden Militärdiktaturen in vielen Ländern des Südens war der Aufbau des Werks Pionierarbeit unter schwierigsten Startbedingungen. Partnerschaftliche Strukturen mit den Ortskirchen mussten erst geknüpft und entwickelt werden. Die Hilfe von Misereor, so wollten es Frings und die Bischofskonferenz, sollte unabhängig von der Religionszugehörigkeit sein: "Nicht katholisches Geld nur für Katholiken, Hilfe nur für Christen", wie Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer erläutert: "Das Armutskriterium sollte das einzige Kriterium sein - und ist es bis heute."
Ein früherer Misereor-Slogan lautete: "Gib einem Hungernden einen Fisch, und er kann sich einen Tag satt essen - aber lehre ihn angeln, dann kann er ein ganzes Leben lang satt werden". Dieses klassische Motto der "Hilfe zur Selbsthilfe" hat das Werk mit den Jahrzehnten weiterentwickelt. Zu seinen Projekten gehören immer auch politische Bildung und Menschenrechtsarbeit: Förderung von Frauenrechten, Demokratisierung, Kampf gegen Kinderprostitution und den Einsatz von Kindersoldaten, Aufklärungs-Kampagnen gegen Aids, Rechtsbeistand für Flüchtlinge und Landlose.
Misereor setzt auf Dialog: Die Ortskirchen sind füreinander verantwortlich und helfen einander. Neben dem Nord-Süd-Dialog fördert das Hilfswerk auch den Süd-Süd-Dialog. Die Ortskirchen Asiens, Lateinamerikas und Afrikas sollen voneinander lernen, wie sie mit Krisen und Strukturproblemen umgehen. In diesem Sinn ist auch die materielle Hilfe des Nordens keine Einbahnstraße. Wo etwa der reiche Norden ratlos vor der Zusammenlegung von Gemeinden zu Großpfarreien steht, können die Ortskirchen des Südens ihre positiven Erfahrungen einbringen, meint Sayer. Die sogenannten Basisgemeinden als Kirche vor Ort - eine Zwischenstruktur, die angesichts des Priestermangels als ein Modell auch in Europa diskutiert werden könnte.
Misereor ist zum Vorbild für andere, auch nichtkirchliche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit geworden. Dieses Feld hat sich rasant verändert. "Der sogenannte Krieg gegen den Terror hat zu einer völligen Verzerrung der Weltsicht geführt", beklagt Sayer. Alle redeten wie US-Präsident George W. Bush nur über Sicherheit für den Norden - dabei seien es gerade die Ärmsten, die ständig in der größten aller Unsicherheiten leben müssten: der Angst um die nackte Existenz.
Die Globalisierung, fordert auch der "Misereor-Bischof" und Hamburger Erzbischof Werner Thissen, muss mehr sein als der freie Verkehr von Gütern. Erst wenn auch Solidarität und Nächstenliebe globalisiert seien und alle Weltregionen ein Mindestmaß an Wohlstand erreicht haben, werde dem Terrorismus der Nährboden entzogen. Mit Zorn gegen Ungerechtigkeit und mit Zärtlichkeit für die, die der Hilfe bedürfen
- so geht Misereor in die nächsten 50 Jahre. An Arbeitsfeldern wird es nicht mangeln.
Erster Fastensonntag: Misereor startet in Soweto Jubiläums-Fastenaktion
Mit einem großen Gottesdienst im südafrikanischen Soweto eröffnet Misereor am Sonntag seine diesjährige Fastenaktion. Mehr als 10.000 Menschen werden zu der Messe in und vor der Regina-Mundi-Kirche erwartet. Die ARD überträgt live. In Deutschland wird die Fastenaktion am selben Tag in Fulda eröffnet. Leitsatz der diesjährigen Kampagne ist: "Mit Zorn und Zärtlichkeit an der Seite der Armen".
Papst gratuliert Misereor zum 50-jährigen Bestehen
Papst Benedikt XVI. hat in einer Grußbotschaft dem Bischöflichen Hilfswerk Misereor zum 50-jährigen Bestehen gratuliert.
Aus tastenden Anfängen sei "eine solide Brücke über die Kluft zwischen Wohlhabenderen und Bedürftigen" entstanden, heißt es in dem Schreiben aus dem Vatikan, das die Hilfsorganisation am Dienstag in Aachen veröffentlichte. Misereor stehe damit für eine gemeinsame Erfolgsgeschichte der Kirche in den südlichen Kontinenten und in Deutschland.
Die Solidaritätsaktion in der Fastenzeit sei zugleich ein "pastoraler Beitrag zu einer umfassenden Vorbereitung auf die Feier der Ostergeheimnisse", betont der Unterzeichner des Briefes, Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone. In dem Schreiben an den Vorsitzenden der Bischöflichen Kommission für das Hilfswerk, Hamburgs Erzbischof Werner Thissen, und an Misereor-Hauptgeschäftsführer Josef Sayer ruft Bertone dazu auf, "den Weg der Hoffnung für die Armen kraftvoll weiterzugehen".
Start der Jubiläums-Fastenaktion in Soweto - Grußbotschaft des Papstes
Fünfzig Jahre misereor
"Mit Zorn und Zärtlichkeit an der Seite der Armen" - mit diesem Leitwort überschreibt das Bischöfliche Hilfswerk Misereor seine diesjährige Jubiläums-Kampagne. Seit vor 50 Jahren der Kölner Kardinal Josef Frings mit einer programmatischen Rede den Startschuss für eines der erfolgreichsten Entwicklungsprojekte weltweit gab, steht Misereor den Notleidenden in den Ländern des Südens als Partner zur Seite. Nicht mit Almosen, sondern mit Hilfe zur Selbsthilfe. Am Sonntag
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