domradio.de: Was lässt Sie hoffen, dass Sie durch gemeinsames Beten an den kommenden Montagen im Advent etwas erreichen können, das sämtliche internationale Bemühungen um Syrien nicht geschafft haben?
Dr. Elke Kleuren-Schryvers (Ärztin, Vorsitzende der Stiftung Aktion pro Humanität und Mitorganisatorin der Gebetstreffen in Kevelaer): Die Tatsache, dass sich politisch gar nichts bewegt, außer zunehmender Bombardements, der Auslöschung des östlichen Stadtteils von Aleppo und einer Gewalt ohne Einhalt, was die Humanität eigentlich gebietet, ist unser Antrieb. Von Rupert Neudeck haben wir gelernt, dass gerade in diesen Situationen eines noch helfen kann. Er hat selber die Erfahrungen mit den Grünhelmen gemacht, dass dann nur noch beten hilft. Den Himmel bestürmen, Sturm beten, so wie er das genannt hat. An diese verzweifelte Situation haben wir uns erinnert, als wir in der letzten Woche um die Situation der Menschen in Aleppo gehört haben, die in diesem östlichen Stadtteil leben.
domradio.de: Wie konkret sieht das aus? Wie organisieren Sie das? Was wird gebetet? Gibt jemand einen Text vor?
Kleuren-Schryvers: Wir werden an diesem Montag um 19.30 Uhr auf dem Kapellenplatz an der Friedenslichtstele, die aus Anlass der Interreligiösen Friedenswallfahrt im letzten Jahr noch von Rupert Neudeck eingeweiht wurde, treffen. Es gibt zu jedem Friedensgebet an den kommenden Adventsmontagen neue Texte, natürlich mit der gleichen Gebetsintention für die Menschen in Syrien, aber auch für die Welt, die im Krieg ist. Ziel ist es, endlich das zu erreichen, was Rupert Neudeck wollte, nämlich dass kein neuer Krieg ausbricht, sondern dass endlich Frieden einkehrt.
domradio.de: Wer beteiligt sich alles?
Kleuren-Schryvers: Es beteiligen sich alle Menschen guten Willens. Es beteiligen sich Menschen, die aus Kevelaer und der Umgebung kommen. Es beteiligen sich aber auch Menschen in der weiteren Welt, so zum Beispiel im Niger. Ich sprach gerade mit dem Erzbischof von Niamey. Dort werden sich die Menschen mit uns im Gebet für Syrien und alle anderen Länder im Krieg verbinden. Im westafrikanischen Benin werden sie das auch tun, ebenso in München. Also von mehreren Stellen unserer Welt aus werden wir miteinander verbunden sein. In Duisburg-Marxloh gibt es heute ja auch das Gebet der Religionen für den Frieden. Wir werden uns gleichfalls mit allen Betenden dort verbinden.
domradio.de: Wenn das Gebet am Abend vorüber ist, widmen Sie sich dann eine Woche lang erst einmal wieder anderen Dingen, bevor es in der kommenden Woche zum nächsten Gebet kommt? Oder gibt es Dinge, auch jenseits des Betens, mit denen Sie den Menschen in Syrien helfen wollen?
Kleuren-Schryvers: Es gibt natürlich über Christel Neudeck den Versuch und das Ringen darum, wie man Hilfe überhaupt noch ermöglichen kann. Im Augenblick sieht es sehr schwer aus. Dennoch stehen wir in Kontakt mit Menschen, die ihrerseits Kontakte nach Aleppo haben und insbesondere auch Wege dorthin kennen. Eine konkrete Hilfsaktion hat sich daraus aber noch nicht entwickelt. Wir werden sehen, was da in näherer Zukunft machbar ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir Wege finden, vielleicht aber auch nur, einzelnen Menschen zu helfen. Denn die Situation ist derzeit so, dass man das im großen Stil gar nicht kann.
Das Interview führte Verena Tröster.