Stationen seines achtjährigen Pontifikates

Der deutsche Papst Benedikt XVI.

Am 11. Februar 2013 kündigte Benedikt XVI. in einem kirchengeschichtlich beispiellosen Schritt seinen Verzicht auf das Papstamt an. Eine Übersicht der zentralen Stationen seines knapp achtjährigen Pontifikates:

Benedikt XVI. (KNA)
Benedikt XVI. / ( KNA )

2005:

19. April: In einem der kürzesten Konklave der Kirchengeschichte wird Kardinaldekan Joseph Ratzinger gewählt. Er nennt sich Benedikt XVI. in Erinnerung an den Friedenspapst Benedikt XV. und an den Europa-Patron und Ordensgründer Benedikt von Nursia.

13. Mai: Benedikt XVI. gibt grünes Licht für das Seligsprechungsverfahren seines Vorgängers Johannes Paul II.

18. bis 21. August: Bei seiner ersten Auslandsreise kommt der Papst zum Weltjugendtag nach Köln. Mit einer Million Menschen feiert er den meistbesuchten Gottesdienst auf deutschem Boden.

2006:

25. Januar: Papst Benedikt XVI. legt seine erste Enzyklika vor, "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe).

März: Der Papst verzichtet nach 1.500 Jahren auf den Titel eines "Patriarchen des Abendlandes", wohl als ökumenische Geste gegenüber der Orthodoxie.

24. bis 28. Mai: Benedikt XVI. reist in die Heimat seines Vorgängers Johannes Paul II. Im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz gedenkt der "deutsche Papst" der Opfer des Nationalsozialismus.

9. bis 14. September: Benedikt XVI. besucht seine bayerische Heimat. Sein Vortrag in der Regensburger Universität löst durch ein historisches Zitat über Mohammed einen weltweiten Disput aus. Der Vatikan beginnt daraufhin Dialoginitiativen mit dem Islam.

28. November bis 1. Dezember: Unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen reist Benedikt XVI. in die Türkei. Besondere Beachtung finden seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Islam, etwa sein Besuch in der Blauen Moschee in Istanbul.

2007:

14. März: Die Glaubenskongregation verurteilt Thesen des Befreiungstheologen Jon Sobrino - die erste öffentliche Maßregelung unter Benedikt XVI.

16. April: Am 80. Geburtstag des Papstes erscheint "Jesus von Nazareth", der erste von drei Teilen von Ratzingers Deutung der Gestalt Jesu.

Mai: Benedikt XVI. eröffnet die Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik in Aparecida/Brasilien.

Juni: In einem Brief an die chinesischen Katholiken verlangt Benedikt XVI. volle Religionsfreiheit im Land. Der Führung in Peking bietet er den Dialog an.

Juli: Benedikt XVI. erleichtert die Feier der alten lateinischen Messe in der vorkonziliaren Form von 1962 als "außerordentliche Form der Liturgie der Kirche". Beobachter werten dies als Zugeständnis an die Traditionalisten.

2008

Februar/März: Die Reform der Karfreitags-Fürbitte im vorkonziliaren Messritus von 1962 sorgt für Verstimmung in der jüdischen Welt.

April: Seine achte Auslandsreise führt den Papst in die USA, unter anderem mit Reden im Weißen Haus, vor den Vereinten Nationen und am Ground Zero in New York.

Juli: Besuch beim Weltjugendtag in Sydney.

2009

Januar: Benedikt XVI. nimmt die Exkommunikation für vier Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. zurück, um den Weg zu Gesprächen zu ebnen. Zeitgleich erscheint ein TV-Interview, in dem einer der vier, Richard Williamson, den Holocaust leugnet. Auf die weltweite Empörung reagiert Benedikt XVI. mit klaren Absagen an jede Form des Antisemitismus und der Relativierung der Schoah, aber auch mit Kritik an fehlendem Rückhalt in eigenen Reihen.

Mai: Der Papst unternimmt eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete.

Juli: Benedikt XVI. veröffentlicht die Sozialenzyklika "Caritas in veritate" zu Aspekten der Globalisierung und der Finanz- und Wirtschaftskrise.

November: Benedikt XVI. ermöglicht Anglikanern kollektive Übertritte zur katholischen Kirche.

2010

Frühjahr: Eine neue Welle des Missbrauchsskandals erfasst die katholische Kirche in Deutschland und Österreich. Viele Katholiken treten aus der Kirche aus.

September: Benedikt XVI. reist nach Schottland und England, der erste Staatsbesuch eines Papstes in Großbritannien. Die zuvor kritische Medienberichterstattung schlägt im Lauf der Reise um.

2011

März: Benedikt XVI. veröffentlicht den zweiten Band der Trilogie "Jesus von Nazareth".

August: Besuch beim Weltjugendtag in Madrid.

September: Nach Verhandlungen über fast zwei Jahre legt der Vatikan der traditionalistischen Piusbruderschaft Bedingungen für eine Aussöhnung vor.

22. bis 25. September: Dritte Deutschlandreise des Papstes: In Berlin spricht Benedikt XVI. im Deutschen Bundestag. Weitere Stationen sind Erfurt, der Wallfahrtsort Etzelsbach und Freiburg.

2012

Frühjahr: Die Verhandlungen mit den Piusbrüdern stecken in der Sackgasse.

23. bis 29. März: Auf einer Reise nach Mexiko wendet sich Benedikt XVI. gegen Drogenkriminalität, in Kuba fordert er mehr Freiheit für die Kirche und trifft Fidel Castro.

Juli: Benedikt XVI. beruft den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation - jenen Posten, den er selbst bis zur Papstwahl 2005 innehatte.

14. bis 16. September: Inmitten muslimisch-christlicher Spannungen um ein Mohammed-Schmähvideo reist Benedikt XVI. in den Libanon. Dort wirbt er für Religionsfreiheit und für einen Verbleib der Christen in der Region.

7. bis 28. Oktober: Die Weltbischofssynode tagt zum Thema Neuevangelisierung. 50 Jahre nach Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils eröffnet Benedikt XVI. ein "Jahr des Glaubens".

November: Benedikt XVI. beendet seine "Jesus-Trilogie" mit einem Band über die Kindheit Jesu.

2013

11. Februar: Benedikt XVI. kündigt seinen Amtsverzicht an.

28. Februar: Der Papst legt sein Amt nach sieben Jahren, zehn Monaten und neun Tagen nieder. In den Wochen vor und nach dem Konklave hält er sich in Castel Gandolfo auf.

2. Mai: Benedikt XVI. bezieht das ehemalige Kloster "Mater Ecclesiae" in den vatikanischen Gärten. Dort führt er ein zurückgezogenes Leben.


Quelle:
KNA