Staudenrückschnitt födert Blüte

Blauer Himmel! Blaue Blumen!

Die Farbe des Sommers, das ist vor allem das Blau. Denn es gehört zur Traumvorstellung eines Sommers, dass der Himmel blau ist. Auch im Garten ist Blau eine Traumfarbe, vor allem weil das reine Blau selten ist. Wenn man sein Blau im Garten vermehren will, dann lohnt jetzt ein Rückschnitt der schon verblühten blauen Stauden.

 (DR)

Himmelblau, enzianblau, kornblumenblau, nachtblau, eisblau, meergrünblau, dazu die Zwischentöne lila, violett, amethyst, rosenquarz, opal – all das ist die Farbe Blau. Die Gefühlslage einer ganzen Epoche hat sie bestimmt, die Romantiker sehnten sich nach der blauen Blume, Symbol der Liebe und Unendlichkeit. Das Blau gab auch der Zeit der Abenddämmerung ihren Namen. In der „Blauen Stunde“ verschmelzen Tag und Nacht. Und immer schon seit Menschengedenken steht Blau für die Höhe des Himmels und die Tiefe des Meeres. Goethe schrieb: „Diese Farbe macht für das Auge eine sonderbare und fast unaussprechliche Wirkung. Es ist etwas Widersprechendes von Reiz und Ruhe im Anblick.“

Reines Blau ist selten

Jenseits von Himmel und Meer ist reines Blau in der Natur schwer zu finden. Das macht die blauen Blumen in unseren Gärten so kostbar. Der Staudenzüchter und Gartenphilosoph Karl Förster hat dem „(Link ist extern)Blauen Schatz der Gärten“* sogar ein ganzes Buch gewidmet. Die blaue Blume der Romantik war vermutlich die Kornblume oder die Sonnenwende (Heliotrop). Heute steht vor allem der Rittersporn für das sommerliche Blau im Garten, eine Lieblingsstaude von Karl Förster. „Jubelruf“ heißt eine Ritterspornsorte aus seiner Zucht. Die Blüten sind von reinem, strahlendem Blau. Die langen, schmalen Rispen erreichen bei eingewachsenen Pflanzen durchaus 2 Meter Höhe, so dass ihr „Ruf“ tatsächlich durch den ganzen Garten klingt.

Unter den Frühsommerblühern sind besonders viel blaue – und das Beste ist: Mit einem beherzten Rückschnitt blühen sie im Spätsommer noch ein zweites Mal. Dafür kommt bis eine Hand breit über dem Boden alles weg. Fortschritt durch Rückschnitt heißt hier die Devise. Sie gilt für Rittersporn, aber auch für Himmelsleiter, Glockenblume, Bergminze, Goldkörbchen, Sommer-Margerite, Garten-Lupine, Katzenminze, Flockenblume, Schafgarbe, Trollblume Kugeldistel, Salbei, Dreimasterblume, Ehrenpreis, Brennende Liebe,…

Frühzeitig zurückschneiden

Bei einigen wenigen Stauden erzielt der Rückschnitt eine eher negative Wirkung: Wald-Geißbart und Pfingstrose reagieren empfindlich auf einen Rückschnitt nach der Blüte und treiben anschließend nicht wieder aus. Ansonsten gilt: Die zweite Blüte ist generell nicht so üppig wie die erste. Wichtig ist: frühzeitig zurückschneiden, am besten schon beim Abblühen der Pflanze. So kann man sicher sein, dass keine Energie in den Samenansatz fließt.

Und gut düngen und wässern hilft auch. Vor allem bei den stark zehrenden Prachtstauden wie Rittersporn, Garten-Margerite und Feinstrahlaster. Mineralischer Dünger ist wasserlöslich und in dieser Situation die bessere Wahl. Helfen kann er aber nur, wenn auch wirklich regelmäßig gewässert wird.

Generell ist der Sommerschnitt in vielen Fällen besser als der Winterschnitt. Also nur Mut: Jetzt schneiden, nicht im Herbst. So kehrt das kostbare Blau des Sommers noch einmal dann zurück, wenn dieser schon verklingt. Das scheint jetzt noch weit entfernt. Bis dahin können wir von der blauen Blume und damit vom Glück träumen – und dies vielleicht etwas erfolgreicher als der Romantiker Joseph Eichendorff:

„Die blaue Blume
ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.“

(*Das (Link ist extern)Buch von Karl Förster, 1940 erstmals erschienen, ist auch heute noch eine wunderbare Sommerlektüre, niemand hat sich so intensiv mit der Farbe blau im Garten beschäftigt)