Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich gegen einen Schlussstrich unter die deutsche Geschichte gewandt. "Es gibt kein Ende des Erinnerns", sagte er am Dienstag in Berlin. Gerade wenn es um von Deutschen begangenes Leid und Unrecht und die daraus erwachsende Verantwortung gehe, dürfe es keinen Schlussstrich und keine Wende zu neuem Nationalismus geben. "Diese Erinnerung ist weder Schande noch Schwäche", betonte Steinmeier laut Redemanuskript. Der AfD-Politiker Björn Höcke hatte das Holocaust-Mahnmal in Berlin als "Denkmal der Schande" bezeichnet.
Der Bundespräsident äußerte sich aus Anlass einer Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Schloss Bellevue zum Tag des Ehrenamts am Mittwoch. Geehrt wurden 28 Männer und Frauen. Alle Ausgezeichneten hätten sich "um die Erinnerungskultur große Verdienste erworben", sagte Steinmeier. "Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts ist ohne die Erinnerung an das Leid der Gewaltopfer nicht zu begreifen." Das Staatsoberhaupt verwies dabei auf die Opfer des Nationalsozialismus wie an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft. Das gemeinsame Erinnern könne zusammenführen, "nicht um historische Verantwortung zu verwischen, sondern um das Verbindende noch deutlicher zu erkennen".
"Die Erkenntnis aus der Vergangenheit bedeutet, den bis heute virulenten Antisemitismus entschlossen zu bekämpfen", sagte Steinmeier weiter. Man müsse sich aber auch den Facetten der Geschichte stellen, "die lange vergessen waren" - wie etwa dem deutschen Kolonialismus. (KNA / 04.12.18)