"Wer hätte sich vorstellen können, dass nach dem Menschheitsverbrechen der Shoah in diesem Land wieder Rabbiner ausgebildet würden? Dass in Deutschland wieder ein so vielfältiges, in die Zukunft gewandtes jüdisches Leben erstehen würde?", fragte Frank-Walter Steinmeier in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Hannover, wo die Ordination durch das orthodoxe Rabbinerseminar zu Berlin stattfand.
Friedliches Miteinander der Religionen
Als Bundespräsident empfinde er es als Ehre und als großes Glück, der Feier beizuwohnen. "Für mich ist es ein Tag der Hoffnung und der Freude." In Hannover habe es seit Jahrhunderten jüdisches Leben gegeben, ehe die Nationalsozialisten es fast vollkommen ausgelöscht hätten. Die Ordination von fünf Rabbinern und die Einführung eines Vorbeters "bewegt mich zutiefst". Sie alle bauten an dem, was die Demokratie ausmache: ein friedliches Miteinander der Religionen und die Achtung der Würde jedes Menschen.
Ausgebildet wurden die Rabbiner an dem von der Ronald S. Lauder Foundation und dem Zentralrat der Juden in Deutschland unterstützten Rabbinerseminar zu Berlin. Es ordiniert seit 2009 orthodoxe Rabbiner und sieht sich als Nachfolgeinstitution des Hildesheimer'schen Rabbinerseminars, das 1938 von den Nationalsozialisten zwangsweise geschlossen wurde. Mittlerweile hat es 21 Männer in jüdische Gemeinden in Deutschland und ins Ausland entsandt. Die in Hannover ordinierten Rabbiner und der Vorbeter sind bereits in ihren Berufen tätig - unter anderem in Berlin, Köln, London und Darmstadt.
Das orthodoxe Judentum ist neben dem liberalen und dem konservativen eine der Hauptströmungen des heutigen Judentums. "Orthodox" heißt übersetzt "rechtgläubig".