Wort des Bischofs

Sternenkinder

Rainer Maria Kardinal Woelki beschäftigt sich dieses Mal mit Sternenkindern - also gestorbenen Kindern unter 500 Gramm Gewicht. Das zeigt ihm, wie nah Leben und Tod sich sind, am Anfang und am Ende des Lebens. Für ihn ein Zeichen, an keiner der beiden Grenzen des Lebens Gott ins Handwerk zu pfuschen.

 (DR)

Haben Sie einen, der Ihnen die Sterne vom Himmel holt? Dann sind Sie ein echter Glückspilz! Eltern, die hier auf dem Friedhof ihre ganz kleinen Kinder beerdigen mussten, die fühlen sich dagegen nicht nur vom Glück verlassen. Sie mussten sich hier von ihren winzig kleinen Kindern verabschieden, die ihnen schon ans Herz gewachsen waren. Sternenkinder nennt man die kleinen Geschöpfe, die weniger als 500 Gramm wiegen und die vor, während, oder nach der Geburt sterben mussten. Es ist gut, dass es inzwischen überall in unserem Land Friedhöfe speziell für diese Sternenkinder gibt, die früher oft als sogenannte „Fehlgeburten“ mit dem Klinikmüll entsorgt wurden. 

An Orten wie diesen hier in Köln-Worringen wird mir besonders klar, wie wunderbar und kostbar das Geschenk des Lebens für uns ist. Das ganze Leben – von Anfang bis zum Ende! Gott allein ist der Herr über Leben und Tod, und wir sollten ihm niemals ins Handwerk pfuschen – weder am Anfang durch Abtreibung, noch am Ende durch aktive Sterbehilfe! Wir Menschen landen immer in Teufels Küche, wenn wir selber wie Gott sein wollen. Wenn wir uns als Herr über Leben und Tod aufspielen. 

Gerade auf Friedhöfen für Sternenkinder wird mir deutlich, wie dicht Leben und Tod oft beieinander liegen. Hier liegen auch Kinder, die abgetrieben wurden, weil Mütter und Väter sich ein Leben mit dem Kind nicht vorstellen konnten. Und direkt daneben liegen Kinder, die von ihren Eltern sehnlichst gewünscht wurden und doch nie das Licht der Welt erblicken durften. Sternenkinder heißen übrigens so, weil sie direkt oben im Himmel landen. Selbst die Augen, die verweinten Augen ihrer Eltern sehen ihre Kinder schon im Himmel. Ich finde, das ist ein schönes, ein tröstliches Bild. Denn auch wenn wir die Wege Gottes oft nicht verstehen, so lebe auch ich in der christlichen Hoffnung, dass jeder Mensch am Ende immer in den offenen Armen Gottes landet.

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln