Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sieht ein militärisches Selbstverteidigungsrecht Israels nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober.
"Israel hat das Recht, sich gegen den Terror der Hamas auch militärisch zu wehren", sagte Stetter-Karp am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die Hamas nehme "den Tod vieler Zivilisten in Kauf" und missbrauche die eigene Bevölkerung als menschliches Schutzschild.
"Tausende Tote in der Zivilbevölkerung im Gazastreifen sind der bittere Preis für den Terrorangriff."
ZdK steht an der Seite Israels
Das ZdK stehe an der Seite Israels. Durch das Massaker der Hamas seien "Juden als Kollektiv getroffen worden", sagte sie bei einer Veranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim ZdK.
Der Terrorangriff der islamistischen Hamas ist nach den Worten des Berliner Rabbiners Andreas Nachama auch für Juden außerhalb Israels ein tiefer Einschnitt gewesen. Die Gefangenen der Hamas seien wie "Stacheln im Herzen", sagte Nachama in Frankfurt.
Viele jüdische Schüler in Deutschland hätten nun Angst, in die Schule zu gehen und Angst vor verbalen und auch tätlichen Angriffen, so das Vorstandsmitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK). "Sie haben Angst, als Juden attackiert zu werden", sagte Nachama und fügte hinzu: "Das ist Antisemitismus, und das bricht mir das Herz."
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, sagte: "Wir haben den Wunsch, dass wir die stille Mehrheit unserer Gesellschaft motivieren, Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und damit auch mit der jüdischen Gemeinschaft in Israel zu zeigen." Nötig sei "ein Zeichen der Mehrheitsgesellschaft: Juden in Deutschland sind nach wie vor Teil dieser Gesellschaft, sind willkommen."
Bischof Neymeyr sieht Bewährungsprobe
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sprach von einer "Bewährungsprobe für das christlich-jüdische Verhältnis". Wer von Freundschaft rede, dürfe "die Freunde in der Not nicht im Stich lassen", sagte der Vorsitzende der Unterkommission der Deutschen Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum.
"Der Angriff der Hamas vom 7. Oktober war ein Angriff auf die Grundsätze der Humanität, die Juden und Christen gemeinsam sind. Es waren böse Taten, die wir als solche ohne Wenn und Aber verurteilen müssen."
In "politischen Fragen" könne man unterschiedliche Positionen vertreten, "in der moralischen Frage der Verurteilung des Terrors aber nicht". Das Existenzrecht Israels - also das Recht der Israelis, in Freiheit und Sicherheit zu leben - sei "in der katholischen Kirche unstrittig, spätestens seit der Heilige Stuhl mit dem Staat Israel diplomatische Beziehungen aufgenommen hat", sagte Neymeyr.
Die Geschichte des Staates Israels sei jedoch "untrennbar" mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt verknüpft, betonte Neymeyr. Als Kirche sei man "auch mit den Christen in Israel und in den besetzten Gebieten verbunden, die mehrheitlich die palästinensische Sicht auf den Konflikt teilen". Solange der israelisch-palästinensische Konflikt andauere, "stehen wir als Christen in widerstreitenden Solidaritätsverhältnissen, die uns eine Positionierung in politischen Fragen oft schwer machen".
Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker sagte, am 7. Oktober sei mit dem Terror der Hamas "ein Geist des Genozids durch die Dörfer im Süden Israels gezogen". Zugleich gebe es zu wenig öffentliche Solidarität mit Israel, auch bei großen internationalen Organisationen wie der UN. Es liege "eine Ruhe über allem". Becker sieht darin "ein moralisches Versagen zu vieler Institutionen in dieser Zeit".