Stift-Forstbetriebsleiter ordnet die Waldbrandgefahr ein

"Vorbeugende Maßnahmen kosten auch was"

Aufgrund der Hitzewelle brennen derzeit in den südlichen Ländern Europas viele Wälder. Droht auch in Deutschland ein ähnliches Szenario? Worauf man nun achten muss, weiß Karl Jäger, Betriebsleiter des Forstbetriebs Stift Admont.

Ein Schild Waldbrand-Gefahr steht an einem Waldweg / © Swen Pförtner (dpa)
Ein Schild Waldbrand-Gefahr steht an einem Waldweg / © Swen Pförtner ( dpa )

DOMRADIO.DE: Der Benediktinerstift Admont in Österreich hat fast 18.000 Hektar Wald. Haben Sie Sorge, dass Ihr Kloster bald anfangen könnte zu brennen?

Karl Jäger (Betriebsleiter des Forstbetriebs des Stiftes Admont): Nein. Waldbrandgefahr ist sehr standort- und klimaabhängig. Unsere Wälder stehen in einer Region, wo es sehr viele Niederschläge gibt. Das ist derzeit keine konkrete Gefährdung für uns.

Benediktinerabtei St. Blasius zu Admont in Österreich / © Yuri Turkov (shutterstock)
Benediktinerabtei St. Blasius zu Admont in Österreich / © Yuri Turkov ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Der Zustand der Wälder an sich ist aber in den letzten Jahren immer schlechter geworden. Stichwort Klimawandel. Befürchten Sie, dass sich das in Zukunft ändern könnte, dass Ihre Wälder doch eines Tages bedroht sind?

Jäger: Das kann durchaus passieren, wenn sich das Klima bei uns so ändert, dass die Niederschläge ausbleiben und sich auch die Wälder von den Baumarten her in eine Richtung entwickeln, die die Waldbrandgefahr erhöht.

DOMRADIO.DE: Bei Ihnen in den Wäldern gibt es hauptsächlich Nadelhölzer. Meinen Sie, das werden die langfristig überleben?

Jäger: Grundsätzlich brennen Nadel- und Laubhölzer ähnlich schnell. Es hängt immer sehr von der Bestandesstruktur ab. Bei uns rechne ich nicht damit, dass diese Nadelhölzer in den nächsten 100 Jahren ausfallen oder dass sich die Bestände so verändern, dass die Waldbrandgefahr eminent wird. Aber Brände können in jedem Wald passieren.

DOMRADIO.DE: Andernorts brennt es schon, vor allem in Südeuropa. Welche Maßnahmen sind denn wichtig, um Waldbrandgefahr einzudämmen?

Jäger: Menschliche Maßnahmen können nur technische Maßnahmen sein. Das sind zum einen Schneisen in den Wäldern. Das geht aber nur in den Lagen, wo der Waldboden befahrbar ist. Das passiert ja auch in diesen südlichen Ländern. Es werden Schneisen geschlagen, damit die Feuer örtlich begrenzt bleiben.

Die zweite Möglichkeit ist, künstliche Waldbrände zu erzeugen. Das passiert in Amerika auch großflächig, damit nicht alles unkontrolliert brennt, werden kontrollierte Waldbrände ausgelöst.

Waldbrände in Südwestfrankreich / © SDIS 33/Service Communication-Protocole via AP (dpa)
Waldbrände in Südwestfrankreich / © SDIS 33/Service Communication-Protocole via AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wälder sind wichtig, auch für uns Menschen. Müsste generell aus Ihrer Sicht mehr gegen Waldbrände getan werden?

Jäger: Dort, wo der Waldbrand ein Tagesthema oder ein alljährliches Thema im Sommer ist, wird ja auch etwas gegen Waldbrand getan. Dort, wo es kein Thema ist, muss man nicht jetzt vorauseilend irgendetwas machen, von dem man nicht weiß, ob es überhaupt dazu kommt.

DOMRADIO.DE: Auch nicht als vorbeugende Maßnahme?

Jäger: Die Frage ist immer, wie groß die Gefährdung ist. Eine vorbeugende Maßnahme kostet ja etwas. Und wenn der Gefährdungsgrad steigt, dann wird man was machen müssen. Wenn die Gefährdung nicht steigt, wird man nichts machen.

DOMRADIO.DE: Ein anderes großes Thema neben den Waldbränden ist im Moment das Brennholz. Viele Leute machen sich Sorgen, wie sie im Winter heizen. Deswegen wird Brennholz mancherorts im Moment regelrecht gehamstert, um heizen zu können. Merken Sie das bei sich im Betrieb auch?

Jäger: Hamstern merken wir nicht, aber die Nachfrage ist erhöht. Bei uns wird traditionell auch Brennholz an örtliche Abnehmer abgegeben und dort ist die Nachfrage durchaus gut. Aber wir haben auch noch verfügbares Holz, das wir als Brennholz abgeben können.

Das Interview führte Hannah Krewer.

Waldbrandwarnstufe in NRW erreicht das zweithöchste Niveau

Die anhaltende Trockenheit und hochsommerliche Temperaturen haben auch in Nordrhein-Westfalen die Waldbrandgefahr steigen lassen. Der vom Deutschen Wetterdienst erstellte Waldbrandgefahrenindex erreichte im Land erstmals in diesem Jahr flächendeckend die Warnstufe vier von fünf, teilte das NRW-Landwirtschaftsministerium am Dienstag in Düsseldorf mit. Deshalb wurden in den Mittags- und frühen Abendstunden im Regierungsbezirk Arnsberg und bei entsprechender Gefährdungslage auch in weiteren Regierungsbezirken Waldbrandüberwachungsflüge angeordnet.

Waldbrände in Italien / © Salvatore Cavalli (dpa)
Waldbrände in Italien / © Salvatore Cavalli ( dpa )
Quelle:
DR