Stimmen zum Abschluss der Amazonas-Synode

"Es ist Zeit zu handeln"

Mit einer Messe im Petersdom ist die Amazonas-Synode zu Ende gegangen. Viele Synodenteilnehmer zeigen sich mit den Ergebnissen zufrieden und bewerteten das Treffen als historisch. Für Kardinal Marx hat es gar "Bedeutung für die ganze Welt".

Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode  / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode / © Paul Haring ( KNA )

Für Reinhard Kardinal Marx hat die Amazonas-Synode im Vatikan  "Bedeutung für die ganze Welt". Im Umfeld des Treffens zeige sich eine "neue Allianz von religiös Verantwortlichen, Wissenschaft und Jugend", so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstagabend vor Journalisten in Rom. Er sei froh, dass das dreiwöchige Treffen von gut 180 Bischöfen und weiteren knapp 100 Experten und Gästen zu einem Zeitpunkt hoher Aufmerksamkeit für den Klimawandel stattfand, sagte Marx weiter. "Wir müssen begreifen: Es ist Zeit zu handeln, weil es um die Zukunft der Erde, der Menschheit geht."

"Später kann zu spät sein"

Der Bischof von Obidos am Amazonas, der aus Deutschland stammende Johannes Bahlmann, bestätigte diese Einschätzung. "Später kann zu spät sein. Jetzt ist die Stunde, dass wir uns dem stellen", so Bahlmann. Abholzung und Umweltzerstörung seien eine sehr große Herausforderung für die Kirche in Amazonien. Dank ihrer weiten Verbreitung sei die Kirche aber gut gerüstet, sich dem zu stellen. Die gegenwärtige Regierung in Brasilien erschwere den Einsatz für den Regenwald und die Menschen dort zwar. Vielfach scheitere aber die Verfolgung von Gewalttaten oder illegaler Abholzung allein am fehlenden Benzin der Polizeiautos, berichtete Bahlmann. "Dann kommen der Staatsanwalt oder der Polizeikommandant zu uns und fragen, ob wir ihnen ein Boot oder ein Auto stellen können."

Schönborn: Starkes Lebenszeichen für Amazonien und Kirche

Für Christoph Kardinal Schönborn sind die Ergebnisse der Synode ein "starkes Lebenszeichen für Amazonien und die Kirche". Von dem verabschiedeten Abschlussdokument gingen "starke Impulse" an die Weltgemeinschaft aus, sagte der Wiener Erzbischof der Nachrichtenagentur Kathpress. Der Text trete für den ökologischen Erhalt des für das Weltklima wichtigen Amazonas-Regenwaldes, aber auch für den Schutz der dort lebenden Menschen ein. Positiv bewertete der Kardinal den Vorschlag der Synode, der einen Weg für den künftigen Einsatz von verheirateten Priestern skizziert.

Kurienkardinal Czerny bremst Erwartungen

Nach Worten von Kurienkardinal Michael Czerny gelte eine mögliche Öffnung des katholischen Priesteramts für verheiratete Männer nicht automatisch auch in anderen Regionen. Für die katholische Kirche in anderen Teilen der Welt seien eigene Beratungen nötig, um zu sehen, wie sie Probleme angingen und welche Vorschläge sie machten, sagte Czerny als Synoden-Sondersekretär am Samstagabend bei einer Pressekonferenz im Vatikan.

Bischof Kräutler zufrieden mit Ergebnis 

Der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler ist zufrieden mit dem Schlusspapier der Amazonas-Synode im Vatikan. "Ich finde es gut. Was drin ist, entspricht dem, was ich mir eigentlich wirklich erwartet habe", sagte er am Samstagabend der Nachrichtenagentur Kathpress. Die Synode habe "sehr gut gearbeitet", so Kräutler weiter. Der Amazonas-Bischof rief dazu auf, in der Betrachtung des Schlusspapiers nicht einzelne Aspekte heraus- und aus dem Zusammenhang zu reißen.

Bischof Overbeck: Fragen der Amazonas-Synode gehen alle an

Die auf der Amazonas-Synode im Vatikan erörterten Fragen betreffen nach den Worten des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck auch die katholische Kirche in Europa und anderen Teilen der Welt. "Die Themen der Synode sind hier wie dort für alle bedeutsam", sagte Overbeck, der auch für das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig ist, in einem Interview der "Bild"-Zeitung am Montag.

Als Beispiel nannte Overbeck ökologische Herausforderungen, den Umgang mit dem Priestermangel, die Machtverteilung in der Kirche und Geschlechtergerechtigkeit. "Kann man zum Beispiel an einem Y-Chromosom den Zugang zum Priesteramt festmachen, indem man das mit dem Willen Jesu begründet?", fragte Overbeck. "Die allermeisten Menschen verstehen das nicht mehr und glauben es auch nicht. Ich bin ebenfalls mehr als nachdenklich."

Misereor: "Aufruf zum Weiterdenken"

Für Misereor-Chef Pirmin Spiegel ist die Synode ein "Aufruf zum Weiterdenken". Das beziehe sich nicht nur auf die Verhältnisse in Lateinamerika, sagte der Hauptgeschäftsführer des Werks für Entwicklungszusammenarbeit. So müsse die Kirche in Deutschland bei ihrer geplanten Reformdebatte, dem "synodalen Weg", die Ergebnisse des dreiwöchigen Treffens mit berücksichtigen. "Auch wenn dringlich notwendige Reformen Zeit brauchen, ist ein Aufbruch auf neue und andere Wege erlebbar", fasste Spiegel zusammen. Dieser Prozess werde "kaum umkehrbar" sein. "Mit Papst Franziskus schlägt die Kirche einen synodalen, also auf betont gemeinsames Agieren ausgerichteten Weg ein."

Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer von Adveniat, zeigte sich erfreut über die Offenheit während der Synode, alle Themen anzusprechen. Für ihn sei das ein wirklich sehr wichtiger Moment gewesen, "wo ich gesagt habe: Ja, da ist die Kirche wirklich auf dem Weg. Das hätte ich nicht erwartet, muss ich ehrlich sagen."

Netzwerk Repam: Zeit für Wandel ist gekommen

Das länderübergreifende kirchliche Netzwerk Repam (Red Eclesial Panamazonica) hat ein eigenes Schlussfazit zur Amazonas-Synode gezogen. Darin wird die Notwendigkeit für kirchliche Reformen in der südamerikanischen Region betont. "Die Zeit dafür ist jetzt", heißt in dem am Samstag veröffentlichten Schreiben, das noch vor dem offiziellen Abschlussdokument des Bischofstreffens erschien. Repam fordert als Ergebnis der Synode "neue Wege" in Seelsorge Pastoral, Kultur, Ökologie und Synodalität, die "vielleicht" auch für die gesamte katholische Kirche eine neue Etappe darstellen könnten. Dabei sei es von fundamentaler Bedeutung, die Stimme der im Amazonasgebiet lebenden indigenen Völker zu hören.

Repam sprach sich dagegen aus, dem Schlussdokument der Synode eine allzu hohe Bedeutung beizumessen. Es sei zwar "ein sehr wichtiges Werkzeug", werde für die "neuen Wege" aber nicht entscheidend sein. Mehr Orientierung erhoffe man sich dagegen von den Schlussfolgerungen, die der Papst aus dem synodalen Prozess ziehen werde.


Kurienkardinal Michael Czerny / © Paolo Galosi (KNA)
Kurienkardinal Michael Czerny / © Paolo Galosi ( KNA )

Kardinal Christoph Schönborn / © Hans Punz (dpa)
Kardinal Christoph Schönborn / © Hans Punz ( dpa )

Bernardo Johannes Bahlmann, Bischof von Obidos (KNA)
Bernardo Johannes Bahlmann, Bischof von Obidos / ( KNA )

Bischof Franz-Josef Overbeck im Profil / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck im Profil / © Harald Oppitz ( KNA )

Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pirmin Spiegel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Mauricio López Oropeza ist Generalsekretär von REPAM, dem kirchlichen Amazonas-Netzwerk / © Achim Pohl (Adveniat)
Mauricio López Oropeza ist Generalsekretär von REPAM, dem kirchlichen Amazonas-Netzwerk / © Achim Pohl ( Adveniat )
Quelle:
KNA
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