Stockholmer Bischof wird erster Schwede im Kardinalspurpur

Vom Konvertiten zum Kardinal

Für Insider ist es eine Sensation: Als erster Schwede der Geschichte wird der Stockholmer Bischof Anders Arborelius an diesem Mittwoch von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt. Zwei Themen sind ihm besonders wichtig.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe und Michael Althaus
Lars Anders Arborelius, katholischer Bischof von Stockholm / © Julia Rathke (KNA)
Lars Anders Arborelius, katholischer Bischof von Stockholm / © Julia Rathke ( KNA )

Als 20-Jähriger trat er als Lutheraner in die katholische Kirche über. Fast ein halbes Jahrhundert später hat Papst Franziskus Anders Arborelius, den 67-jährigen Bischof von Stockholm, mit einer der höchsten Würden versehen, die ein Priester in der katholischen Kirche erreichen kann: Der Karmelit, der seit 1998 als erster Schwede seit der Reformation auf dem Stockholmer Bischofsstuhl sitzt, wird zum Kardinal ernannt. Die Erhebung von Arborelius und vier weiteren Geistlichen findet in einem Konsistorium am 28. Juni in Rom statt.

Damit ist Arborelius der erste Schwede in der Geschichte der katholischen Kirche, der das purpurne Gewand der Kardinäle tragen darf. Die Entscheidung des Papstes erfüllt die Schweden mit Stolz. "Für eine kleine Diaspora-Kirche ist das ein sehr großes Zeichen", sagt Arborelius selbst im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Medien bewerteten die Nachricht von der Ernennung als historisch.

Zur Person: Anders Arborelius

Arborelius wurde am 24. September 1949 in der Schweiz geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er mit seiner Mutter, einer Bibliothekarin, im südschwedischen Lund. Arborelius absolvierte ein Magisterstudium in modernen Sprachen. Neben Schwedisch und Englisch beherrscht er auch Deutsch und Spanisch.

Theologie studierte er im belgischen Brügge und am Teresianum in Rom, der Universität des Karmelitenordens. 1979 wurde er vom damaligen Stockholmer Bischof Hubertus Brandenburg (1923-2009) zum Priester geweiht. Es war Brandenburgs erste Priesterweihe im Bistum Stockholm.

Die Kirche in Schweden

Die katholische Kirche in Schweden ist klein und international geprägt. Bis 2000 war in dem skandinavischen Land die evangelisch-lutherische Kirche Staatskirche; ihr gehörte bis dahin jeder Schwede mit seiner Geburt automatisch an. Inzwischen sind noch etwa 60 Prozent der Schweden Lutheraner.

Katholisch sind offiziell rund 116.000; das entspräche bei rund 9,8 Millionen Gesamtbevölkerung etwa 1,2 Prozent. Etwa die Hälfte von ihnen sind Einwanderer; sie kommen aus mehr als 80 Nationen, etwa aus Polen, von den Philippinen oder aus Vietnam. Gottesdienste werden in neun verschiedenen Riten und in mehr als 25 Sprachen gefeiert. Das katholische Bistum Stockholm umfasst mit einer Fläche von knapp 450.000 Quadratkilometern das ganze Land; es hat rund 45 katholische Pfarreien mit 176 Priestern. Öffentliche Einrichtungen in katholischer Trägerschaft sind selten.

Was denken die Schweden über den designierten Kardinal?

Seinen Landsleuten gilt Bischof Arborelius als ökumenisch offen und menschlich umgänglich. Nach eigenen Worten ist er regelmäßig mit der U-Bahn in Stockholm unterwegs. 2016 empfing er Papst Franziskus in Lund zum gemeinsamen Reformationsgedenken von Päpstlichem Einheitsrat und Lutherischen Weltbund. Damals betonte Arborelius die Notwendigkeit eines intensiveren theologischen Dialogs zwischen den christlichen Kirchen. Sie müssten trotz ihrer Unterschiede zusammenarbeiten und ein gemeinsames Zeugnis des Glaubens geben.

Mehrfach hat sich der Theologe in den vergangenen Jahren auch in der Flüchtlingsdebatte engagiert. Weil Schwedens Katholiken selbst zu einem großen Teil Zuwanderer sind, ist das Flüchtlingsthema für Arborelius von besonderem Gewicht. Immer wieder wirbt er für eine humanere Asylpolitik.


Stockholmer Bischof Anders Arborelius mit Papst Franziskus / © Osservatore Romano / Handout (dpa)
Stockholmer Bischof Anders Arborelius mit Papst Franziskus / © Osservatore Romano / Handout ( dpa )
Quelle:
KNA