Jetzt ist Eile geboten. Die evangelische Kirchengemeinde im westpfälzischen Mackenbach muss den Kamin auf ihrer Kirche in den kommenden Wochen zügig von Ästen und Kot befreien und warten. Anfang Dezember werden die Störche zurückerwartet, die seit zwei Jahren auf dem Schornstein wohnen.
Im zweiten Jahr in Folge hat das von der Gemeinde Adam und Eva getaufte Storchenpaar die Kaminspitze der Kirche als Platz für sein Nest gewählt. Ein guter Ort für den Kindersegen: Im vergangenen Jahr wurden Kaspar, Balthasar und Melchior geboren, in diesem Jahr Fried', Freud' und Liebe. Die ganze Pfalz nahm Anteil am Familienleben der Kirchenstörche. Nicht zuletzt deshalb, weil die Tiere über Winter für eine kalte Kirche sorgten.
Heizung ausschalten
Als die Störche erstmals nach Mackenbach kamen, musste die Gemeinde die Heizung in der Kirche ausschalten, um die auf dem Schornstein lebenden Tiere nicht zu gefährden. Nach der Brutsaison und dem Abflug der Störche im Herbst 2015 setzte die Kirchengemeinde dann mit Hilfe eines Hubladers das Nest auf den Giebel des Kirchengebäudes um und reinigte den Kamin, damit für die Gottesdienste wieder geheizt werden kann. Ein gewölbtes Eisengitter auf dem Kamin sollte dafür sorgen, dass die Störche ihn nicht wieder nutzen.
Doch schon Anfang Dezember kehrten Adam und Eva zurück - und trugen nach Gewohnheitsrecht die Äste von der auf dem Dach für sie extra errichteten Plattform wieder zurück auf den Kamin. Das Eisengitter umbauten und umpolsterten sie so kunstvoll, dass eine beziehbare Storchenwohnung entstand.
Beratungen mit dem Naturschutzbund
Schon zu Beginn dieser Aktivitäten ahnten Gemeindepfarrer Oliver Böß und seine Helfer, dass erneut eine winterkalte Kirche auf sie zukommen könnte. Sie warfen sogleich die Kirchenheizung auf höchster Stufe an, um das Storchenehepaar zur Aufgabe seines Plans zu bringen.
"Aber die Störche breiteten ihre Flügel über dem Kamin aus und genossen offensichtlich die warme Luft wie einen Föhn", erzählt der Pfarrer. Nach dem Ende der Brutsaison berät er sich jetzt mit Fachleuten vom Naturschutzbund (Nabu) und dem örtlichen Schornsteinfegermeister über Lösungsmöglichkeiten, damit die Kirche im Winter geheizt werden kann.
Nest mit Abstand
"Es gibt einen vielversprechenden Nabu-Vorschlag, das Nest mit einer Gittervorrichtung in einem Höhenabstand so über dem Kamin zu platzieren, dass das Gitter zum Beispiel 40 Zentimeter angehoben ist und die Heizungsluft ungehindert abziehen kann", sagt Franz Wild. Der Mackenbacher Katholik hat im Auftrag der protestantischen Kirchengemeinde jetzt im zweiten Jahr in Folge einen Storchenjahreskalender mit Farbfotos von Adam, Eva und den Kindern aufgelegt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf werden die Wartungskosten für den Kamin bestritten.