Stoiber: Kirchen sollen sich stärker einmischen

"Klare Richtung" für den interreligiösen Dialog

Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat die Kirchen aufgefordert, sich stärker in Debatten um gesellschaftliche Werte und Grundüberzeugungen einzumischen. In der ersten "Berliner Medienrede" sagte Stoiber am Mittwoch in der Hauptstadt, die Kirchen müssten im medienpolitischen Diskurs öffentlich präsent sein, "zu Gunsten der Menschenwürde, der Meinungsfreiheit, unserer Grundwerte schlechthin". Die "Berliner Medienrede" ist eine neue Veranstaltungsreihe, die vom Rundfunkbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik und der Evangelischen Akademie zu Berlin ins Leben gerufen wurde.

 (DR)

Der Beitrag der Kirchen zur Wertebildung sei unverzichtbar, betonte Stoiber in seiner Rede in der Französischen Friedrichstadtkirche. Die Grundüberzeugungen der deutschen Gesellschaft seien wesentlich von den christlichen Kirchen geprägt, auch wenn die christlich-abendländischen Wurzeln vielen Bürgern nicht mehr präsent seien.

Rücksichtnahme kann nicht durch Drohpotenzial erzwungen werden
Stoiber unterstrich auch die Bedeutung einer „klaren Richtung" für den interreligiösen Dialog. Die Besinnung auf die christlichen und humanistischen Traditionen sei wichtig für das Gelingen eines christlich-islamischen Wertediskurses: "Nur wenn wir eine feste Position beziehen, sind wir fähig zum Dialog mit den Muslimen", so der bayerische Regierungschef. "Wo wir schwanken, werden wir nicht ernst genommen." Was vielen Islamisten Zulauf beschere, sei "die scheinbare Beliebigkeit der westlichen Zivilisation".

Viele verlangten von Christen mehr Toleranz als von anderen Religionsgemeinschaften, kritisierte Stoiber. "Rücksichtnahme auf religiöse Gefühle kann aber nicht vom Drohpotenzial religiöser Fanatiker abhängen", sagte er.

Die „Berliner Medienrede" ist eine neue Veranstaltungsreihe, die vom Rundfunkbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik und der Evangelischen Akademie zu Berlin ins Leben gerufen wurde. Künftig soll ein hochrangiger Vertreter aus Politik und Gesellschaft einmal im Jahr Stellung zu medienethischen und -politischen Fragen beziehen. Die Veranstaltung soll immer am Buß- und Bettag in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt stattfinden.