Viele der vor allem im vergangenen Jahr entstandenen Initiativen für Flüchtlinge seien inzwischen dabei, sich zu institutionalisieren und etwa Vereine zu gründen, erklärte Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, am Donnerstag in Gütersloh. "Das ist wichtig, damit Engagement langfristig wirkt."
Sie äußerte sich zur Veröffentlichung der Studie "Koordinationsmodelle und Herausforderungen ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe in den Kommunen" der Bertelsmann Stiftung. Die Befragungen durch das Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung fanden zwischen Januar und März statt.
Helfer übernehmen Aufgaben des Staates
Demnach erledigten die Helfer mitunter Aufgaben, die normalerweise der Staat leisten müsste, wie etwa die Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung und Wohnraum. Mit der Unterstützung von Flüchtlingen bei Behördengängen, bei ersten Schritten in Schulen und Praktika oder bei der Sprachförderung übernehmen sie eine wichtige Lotsenfunktion, hieß es. Viele Initiativen sind laut der Studie nicht nur als Hilfe für Geflüchtete entstanden, sondern auch, um die Willkommenskultur zu stärken und ein Zeichen gegenüber Andersgesinnten zu setzen.
"Gerade jetzt nach den Gewalttaten der vergangenen Wochen, an den offenbar auch Flüchtlinge beteiligt waren, sind die engagierten Freiwilligen eine zentrale Stütze", erklärte die Leiterin des Bereiches "Zukunft der Zivilgesellschaft" bei der Bertelsmann Stiftung, Bettina Windau. "Diese Dimension des Engagements hat politische Wirkung gegen rechte Stimmungsmache." Die Gruppen und Vereine sorgten weiter für positive Stimmung gegenüber Flüchtlingen und stärkten somit den Zusammenhalt der Gesellschaft.
Kommunen sollten Koordinationsstellen aufbauen
Städte und Gemeinden sind laut Studie gut beraten, freiwilliges Engagement öffentlich mehr anzuerkennen und auch künftig Koordinationsstellen aufzubauen. Diese hauptamtliche Unterstützung seitens der Kommunen sei für die freiwillig Engagierten wichtig, um sich auf die Integration konzentrieren zu können. Dabei müssten Autonomie und Mitsprache der Ehrenamtlichen wie auch der Geflüchteten geachtet werden, so die Forscher.