Gegenüber dem Vorjahr ist ihr Anteil von 29,2 auf 30,4 Prozent angestiegen, wie aus dem Populismusbarometer 2018 der Bertelsmann Stiftung und des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) hervorgeht. Die Gruppe eindeutig unpopulistischer Wähler ist demnach von 36,9 auf aktuell 32,8 Prozent gesunken. Die Studie wurde am Montag in Berlin vorgestellt.
Je höher der Bildungsgrad und das Einkommen der Befragten, desto weniger verbreitet seien populistische Einstellungen, schreiben die Autoren. Die größten Verschiebungen verzeichneten sie zuletzt in der "politischen Mitte". An den "politischen Rändern" zeigten sich im Vergleich zu 2017 dagegen kaum Veränderungen.
"Das trojanische Pferd der AfD"
Der zunehmende Populismus in der Mitte erhöhe in dieser Gruppe die Wahrscheinlichkeit, AfD zu wählen, heißt es weiter. "Rechte wählen AfD, weil sie rechts ist. Wähler der Mitte wählen AfD, weil sie populistisch ist", sagte der WZB-Demokratieforscher und Mitautor der Studie, Wolfgang Merkel. "Populismus ist damit das trojanische Pferd der AfD in der politischen Mitte."
Trotz der Zunahme populistischer Einstellungen betonen die Autoren, dass gut zwei Drittel der Deutschen (69,6 Prozent) gar nicht oder nicht explizit populistisch eingestellt seien. Sieben von zehn Wahlberechtigten (71 Prozent) würden zudem nach eigenen Angaben "auf keinen Fall" ihr Kreuz bei der AfD machen.
Chancen bei sozialpolitischen Themen
Mit dieser Ablehnung liege die AfD in etwa auf dem Niveau der rechtsextremen NPD, erklärte Mitautor Robert Vehrkamp von der Bertelsmann Stiftung. "Auch für die AfD gibt es in der Wählermobilisierung eine 'gläserne Decke' - und die hängt sehr viel tiefer als bei allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien."
Die Studienautoren empfehlen, vor allem auf sozialpolitische Themen wie "steuerpolitsche Umverteilung" und "Wohnungsbau" zu setzen, um populistisch eingestellte Menschen zu erreichen. Auch die Forderung nach "mehr Europa" bleibe eine von allen Parteien nach wie vor ungenutzte Chance zur Mobilisierung.
Für die aktuelle Erhebung wurden im Mai und im August 2018 jeweils rund 3.400 Wahlberechtigte von infratest dimap zu ihren Einstellungen befragt. Teilnehmer der repräsentativen Studie wurden als populistisch eingeordnet, wenn sie allen der insgesamt acht abgefragten populistischen Einstellungen zustimmten.