Ein kausaler Zusammenhang zwischen katholischen Besonderheiten wie Priesterzölibat und der Sexualmoral mit dem Missbrauchsgeschehen sei keineswegs wissenschaftlich bewiesen, erklärte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Man brauche weitere, auch vergleichende Studien zur großen Studie über sexuellen Missbrauch im katholischen Klerus in Deutschland (MHG-Studie) von 2018 mit anderen gesellschaftlichen Bereichen.
Widerspruch aus dem Plenum
"Ich rufe die medizinische Fachwelt auf, die wissenschaftliche Qualität der Studie noch genauer unter die Lupe zu nehmen", so Voderholzer wortwörtlich in seinem Redebeitrag. Die Studie habe ein Fachsymposium verdient. Es sei in der Wissenschaft üblich, auf diese Weise eine solche neue wissenschaftliche Hypothese zu diskutieren.
Mehrere Rednerinnen und Redner wiesen die Fundamentalkritik des Bischofs zurück. So erklärte Caritas-Präsident Peter Neher, aus der Arbeit der Beratungsstellen wisse er, dass die überlieferte katholische Sexualmoral nicht mehr zeitgemäß sei und nicht geeignet sei, Menschen in Konfliktlagen zu helfen.
Ohne Angst debattieren
Mehrere andere Redner, unter anderem aus dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), appellierten an die Versammlung, innerkirchliche Reformen beherzt und ohne Angst zu debattieren. Aus der Seelsorge und vielen Gesprächen wisse man schon lange, dass Veränderungen notwendig seien, damit sich nicht noch mehr Menschen als bisher von der Kirche abwendeten.