Studie: Junge Frauen setzen auf Karriere und Kinder

Neue Frauengeneration

Die Mehrheit junger Frauen in Deutschland will einer Umfrage zufolge Karriere und Kinder nicht gegeneinander aufwiegen. Bei der am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie "Frauen auf dem Sprung" der Zeitschrift "Brigitte" gaben 85 Prozent der Befragten an, finanziell unabhängig sein zu wollen. Mehr als zwei von drei Frauen wünschten sich zudem eine Familie mit Kindern.

 (DR)

Im Gegensatz zur Generation der Mütter und Großmütter setze der Großteil der 1020 befragten Frauen zwischen 17 und 19 sowie 27 bis 29 Jahren äußerst selbstbewusst und kompromisslos auf ein Miteinander von Beruf und Kindern, bei dem es keinen "Entweder, oder"-Perfektionismus mehr gebe, sagte Studienleiterin Jutta Allmendinger vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Partnerschaft noch wichtiger als Beruf
Statt einer "Null-Bock"- müsse vielmehr von einer "Voll-Bock"-Generation gesprochen werden. Karriere sei für die jungen Frauen nicht alles, nur eine Minderheit würde aber für Kinder den Beruf aufgeben.

Den höchsten Stellenwert räumten die Befragten jedoch der Partnerschaft ein. Sie wurde von 77 Prozent als wichtig bezeichnet, noch vor Beruf (74 Prozent) und einer eigener Familie mit Kindern (68 Prozent). Für die Arbeit würde laut der Studie nur jede Zehnte auf eine Beziehung verzichten. Dem Partner zuliebe könnte sich hingegen etwa jede Fünfte vorstellen, den Job aufzugeben. 42 Prozent würden der Beziehung zuliebe auf einen beruflichen Aufstieg, 17 Prozent auf Kinder verzichten.

Mehr Flexibilität in Unternehmen und Gesellschaft
Angesichts der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft und dem Mangel an hoch qualifizierten männlichen Arbeitskräften riet die Soziologin Unternehmen und Gesellschaft zu mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten und Kinderbetreuung. Die gut ausgebildeten jungen Frauen seien sich ihrer Bedeutung für die Wirtschaft bewusst. 99 Prozent hatten den Angaben zufolge bei der Befragung angegeben: "Ich weiß, dass ich gut bin", jede Dritte strebte eine Führungsposition an. Gleichzeitig halte sich jedoch nur etwa jede Siebte für gänzlich angemessen bezahlt sowie Beruf und Kind für voll und ganz vereinbar. Diese Unzufriedenheit könnte Frauen veranlassen, Deutschland zu verlassen. Dazu habe sich jede zweite Befragte aus beruflichen Gründen bereit gezeigt, so Allmendinger.

"Überraschende" Unterschiede stellte die Soziologin zwischen Frauen in Ost- und Westdeutschland fest. Die Befragten im Osten bewerteten Beruf, feste Partnerschaft und Kinder grundsätzlich höher. Von den ostdeutschen Frauen bezeichneten 83 Prozent Beruf und Arbeit als sehr wichtig oder wichtig. Derselben Ansicht waren 72 Prozent der Befragten aus Westdeutschland. Jede zweite Frau im Osten, aber nur jede dritte im Westen wollte spätestens ein Jahr nach der Geburt eines Kindes wieder arbeiten.