Wer eine Professur in katholischer Theologie anstrebt, braucht dafür eine vatikanische Lehrerlaubnis. Das entsprechende Verfahren wird laut einer neuen Studie von vielen Bewerbern als undurchsichtig und belastend erfahren.
Intransparente Entscheidungen, die meist lange Dauer sowie der ungewisse Ausgang erzeugten Angst und Druck, so das Ergebnis einer Erhebung durch das Zentrum für angewandte Pastoralforschung der Ruhr-Universität Bochum, die am Freitag vorgestellt wurde.
Befragung unter deutschsprachigen Theologen
Zwar wird laut der Studie die Lehrerlaubnis, das sogenannte Nihil obstat, in zwei Drittel aller Verfahren ohne Rückfragen oder Beanstandungen gewährt. Auch gebe es seit den 1990er Jahren weniger Einwände aus Rom. Gleichwohl empfänden viele das gesamte Verfahren als "Black Box" ohne standardisierte Verfahren und Kommunikation.
Zudem erhielten mehr Frauen als Männer Rückfragen aus dem Vatikan. Auch werde aus Angst vor einer Ablehnung kaum zu kirchlich kontroversen Themen geforscht.
Die Befragung unter deutschsprachigen Theologen wurde vom Verein "Agenda - Forum katholischer Theologinnen" in Auftrag gegeben. Damit sollten bislang nur individuell geäußerte Erlebnisse angehender Professoren und Professorinnen mit Zahlen unterfüttert werden, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.
"Gerade Rückfragen und Beanstandungen brauchen Regeln und verlässliche Kommunikationsstrukturen", erklärte Gunda Werner, Professorin für Dogmatik in Bochum und Vorsitzende der Theologinnenvereinigung Agenda. Daher müssten die Verfahren zur Erteilung der kirchlichen Lehrerlaubnis unbedingt standardisiert werden.
Kirchlicher Machtmissbrauch
Am Mittwoch hatte die Münsteraner Theologin Regina Elsner den Prozess der Erteilung des Nihil obstat als "kirchlichen Machtmissbrauch" kritisiert. In einem Beitrag für das Portal "feinschwarz.net" hatte sie von ihrem eigenen 13 Monate langen Verfahren berichtet.
Unter anderem schrieb sie dort, das Verfahren sei "der Ort, an dem missliebige Theologien aussortiert werden, hochqualifizierte Theologinnen und Theologen erpresst werden, Bischöfe ganze Fakultäten an staatlichen Universitäten lahmlegen können, Denunziation und Willkür blühen, und ein enges Netz an aufrichtiger Dankbarkeit, erzwungenen Schuldigkeiten und Abhängigkeiten dafür sorgen, dass niemand darüber spricht."