Studie zum Verfahren zur kirchlichen Lehrerlaubnis vorgelegt

Oft undurchsichtig und belastend

"Nihil obstat", also "Nichts steht entgegen". Dieses Urteil muss der Vatikan fällen, bevor jemand eine Professur in katholischer Theologie antreten kann. Das Verfahren bis dahin empfinden viele als Tortur, zeigt eine Studie.

Symbolbild Studierende der Theologie in einem Hörsaal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Symbolbild Studierende der Theologie in einem Hörsaal / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Wer eine Professur in katholischer Theologie anstrebt, braucht dafür eine vatikanische Lehrerlaubnis. Das entsprechende Verfahren wird laut einer neuen Studie von vielen Bewerbern als undurchsichtig und belastend erfahren.

Intransparente Entscheidungen, die meist lange Dauer sowie der ungewisse Ausgang erzeugten Angst und Druck, so das Ergebnis einer Erhebung durch das Zentrum für angewandte Pastoralforschung der Ruhr-Universität Bochum, die am Freitag vorgestellt wurde.

Befragung unter deutschsprachigen Theologen

Zwar wird laut der Studie die Lehrerlaubnis, das sogenannte Nihil obstat, in zwei Drittel aller Verfahren ohne Rückfragen oder Beanstandungen gewährt. Auch gebe es seit den 1990er Jahren weniger Einwände aus Rom. Gleichwohl empfänden viele das gesamte Verfahren als "Black Box" ohne standardisierte Verfahren und Kommunikation.

Zudem erhielten mehr Frauen als Männer Rückfragen aus dem Vatikan. Auch werde aus Angst vor einer Ablehnung kaum zu kirchlich kontroversen Themen geforscht.

Dr. Gunda Werner / © privat
Dr. Gunda Werner / © privat

Die Befragung unter deutschsprachigen Theologen wurde vom Verein "Agenda - Forum katholischer Theologinnen" in Auftrag gegeben. Damit sollten bislang nur individuell geäußerte Erlebnisse angehender Professoren und Professorinnen mit Zahlen unterfüttert werden, heißt es in einer Mitteilung des Vereins.

"Gerade Rückfragen und Beanstandungen brauchen Regeln und verlässliche Kommunikationsstrukturen", erklärte Gunda Werner, Professorin für Dogmatik in Bochum und Vorsitzende der Theologinnenvereinigung Agenda. Daher müssten die Verfahren zur Erteilung der kirchlichen Lehrerlaubnis unbedingt standardisiert werden.

Kirchlicher Machtmissbrauch

Am Mittwoch hatte die Münsteraner Theologin Regina Elsner den Prozess der Erteilung des Nihil obstat als "kirchlichen Machtmissbrauch" kritisiert. In einem Beitrag für das Portal "feinschwarz.net" hatte sie von ihrem eigenen 13 Monate langen Verfahren berichtet.

Regina Elsner (privat)

Unter anderem schrieb sie dort, das Verfahren sei "der Ort, an dem missliebige Theologien aussortiert werden, hochqualifizierte Theologinnen und Theologen erpresst werden, Bischöfe ganze Fakultäten an staatlichen Universitäten lahmlegen können, Denunziation und Willkür blühen, und ein enges Netz an aufrichtiger Dankbarkeit, erzwungenen Schuldigkeiten und Abhängigkeiten dafür sorgen, dass niemand darüber spricht."

Weniger Theologiestudierende an deutschen Unis

An deutschen Universitäten studieren weniger Menschen Theologie als noch vor fünf Jahren. Die Gründe für diesen Rückgang seien sehr verschieden, sagte Gerald Kretzschmar, Studiendekan der Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im gesamten Bereich der Geisteswissenschaften gebe es einen Rückgang der Studierendenzahlen. Vergleiche man die Entwicklung der Erstsemesterzahlen mit denen der Konfirmationen, sehe man laut Kretzschmar eine Korrelation.

Die Neue Aula, eines der Hauptgebäude der Eberhard Karls Universität Tübingen (Universität Tübingen)
Die Neue Aula, eines der Hauptgebäude der Eberhard Karls Universität Tübingen / ( Universität Tübingen )
Quelle:
KNA