Vor 50 Jahren erschien der Rocksong "Stairway to Heaven"

Suche nach Spiritualität oder satanische Botschaft?

Legendär, monumental, die größte Rock-Hymne aller Zeiten: Musikliebhaber kommen aus den Superlativen kaum heraus, wenn von "Stairway to Heaven" die Rede ist. Vor 50 Jahren veröffentlichten Led Zeppelin die Ballade.

Autor/in:
Paula Konersmann
Symbolbild "Stairway to Heaven" / © somsak nitimongkolchai (shutterstock)
Symbolbild "Stairway to Heaven" / © somsak nitimongkolchai ( shutterstock )

Superstars waren sie schon, mit Hits wie "Dazed and Confused", "Ramble On" oder natürlich "Whole Lotta Love". Auch auf ihrem vierten Album, wie die Vorgänger schlicht nach der Reihenfolge als "Led Zeppelin IV" benannt, fanden sich Perlen wie das Duett "When the Levee Breaks" oder "Black Dog", von Musikgenie Prince später als inspirierend gewürdigt. Doch vor allem erschien auf jenem vierten Album von der britischen Band Led Zeppelin der Song, der wohl bis heute ihr bekanntester ist: "Stairway to Heaven".

Mythos des Songs

Acht Minuten dauert das Lied; es beginnt sehr ruhig mit einer Akustikgitarre und Blockflöte, um sich dann zu steigern bis zu einem Gitarrensolo, das wiederholt zum besten aller Zeiten gewählt wurde. Bei späteren Live-Auftritten nutzte Gitarrist Jimmy Page dafür ein Instrument mit zwei Hälsen, von denen der obere zwölf Saiten trägt - eine Sonderanfertigung, die für ikonische Bilder sorgte.

Der Mythos des Songs beginnt indes früher; schon mit der Entstehung der geheimnisvollen Lyrics. Im Frühling 1970 zogen sich die Musiker in ein Landhaus in Wales zurück, und eines Nachts am Lagerfeuer begann Sänger Robert Plant demnach, Worte wie im Rausch zu notieren: poetische, bildhafte, mystische Zeilen. Lieferte ein Traum die Inspiration dafür, ein Trip auf Drogen? Plant erklärte später, dass er den Text selbst immer wieder auf unterschiedliche Art und Weise interpretiere; einmal sprach er von einem "song of hope", einem Lied der Hoffnung also.

So erzählt der Song von einer Frau, die die titelgebende "Treppe zum Himmel" kaufen möchte, aber erfahren muss, dass es diese Treppe, den eigenen Weg zu Glück, Erfüllung oder Erleuchtung, nicht zu kaufen gibt. Als konsumkritisch wurde das Lied interpretiert, als Mahnung, dass Geben seliger ist als Nehmen, als Streben nach spirituellen Erfahrungen. Aber auch als das genaue Gegenteil: Wie auch bei anderen Songs meinten manche Hörer, in rückwärts abgespielten Versionen satanische Botschaften zu erkennen.

Legendenbildung und Verschwörungserzählungen

Sowohl Plant als auch Page widersprachen dieser Interpretation - zur Legendenbildung trugen indes auch die Verschwörungserzählungen bei. Tatsächlich sollen manche britische Musikhäuser in den 1970er Jahren das Spielen des Songs untersagt haben. Auch kursierte die Mär von einem Fluch, der jedem einen Teil der Lebenszeit stehle, der dieses Lied spiele. Fest steht unterdessen, dass der Song bei seiner Live-Premiere im März 1971 eher auf Desinteresse stieß.

Auch die Band selbst ahnte den bevorstehenden Erfolg nach eigenen Worten nicht voraus. "Ich wusste, er ist gut, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass er zu einer solchen Hymne werden sollte", sagte Page einmal über den Song. In der Tat erschien er nie als Single, und die Veröffentlichung des Albums verlief ebenfalls ungewöhnlich: Es erschien ohne offiziellen Titel und ohne den Namen der Band auf dem Cover. Zu sehen ist lediglich ein abfotografiertes Ölgemälde an einer Hauswand. Das erklärte Ziel war, ohne Ablenkung durch Promotion den Fokus auf die Musik zu lenken.

Jahrzehnte später kam es zu einem Rechtsstreit um "Stairway to Heaven". Der Gitarrist der Band Spirit, Randy California, warf Page und Plant kurz vor seinem Tod im Jahr 1997 vor, sie hätten den Beginn des Songs aus einem Instrumentalstück übernommen, das er selbst geschrieben habe. 2014 reichte eine Treuhandgesellschaft in Californias Namen eine Klage wegen Urheberrechtsverletzungen ein, zwei Jahre später wurde das Verfahren eröffnet. Das Gericht wies die Klage ab - und doch sorgen auch Debatten wie diese dafür, dass der Mythos lebendig bleibt.


Quelle:
KNA