Suche nach Vermisstem in Köln auch in der Nacht - Archiv des Erzbistums hilft bei Bergung

Schweigeminute im Stadtrat

Auch acht Tage nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs konnten die Bergungskräfte den vermissten 24-jährigen Studenten nicht aufspüren. Weitere persönliche Gegenstände des Vermissten wurden nach Angaben der Feuerwehr am Mittwoch zunächst nicht gefunden, nachdem zu Wochenbeginn die Jacke und die Geldbörse des jungen Mannes in dem Schutt entdeckt worden waren. Der Kölner Stadtrat befasste sich am Mittwoch bei einer Sondersitzung mit den Ursachen und Folgen des Unglücks, das vermutlich vom Bau der U-Bahn in Köln ausgelöst wurde.

Autor/in:
Markus Peters
 (DR)

Rettungskräfte wollten auch in der Nacht zum Donnerstag die Suche nach dem Vermissten fortsetzen. Die Feuerwehr geht weiter davon aus, dass er am ehesten in den Trümmern des eingestürzten Wohnhauses zu finden ist. Anhand von Zeugenaussagen stehe fest, dass dieses Gebäude in sich zusammengefallen ist und nicht auf andere Häuser gekippt ist, wie Feuerwehrchef Stephan Neuhoff sagte. Daher konzentriere sich die Suche auf den Trümmerschutt auf dem Grundstück dieses Gebäudes.

Nicht auszuschließen sei allerdings auch, dass der Student beim Einsturz unter das Fundament des benachbarten Stadtarchivs geschleudert wurde, das sich bei dem Einsturz des Bauwerks förmlich hochgeklappt habe. In diesem Fall könne die Suche noch lange dauern. «Die Suche nach dem Vermissten kann noch Wochen dauern, wir können ihn aber auch in den nächsten zwei Stunden finden», sagte ein Feuerwehrsprecher. Ein 17-jähriger Bäckerlehrling war in der Nacht zum Sonntag tot aus dem Trümmerhaufen geborgen worden.

Die Sondersitzung des Stadtrates begann mit einer Schweigeminute für die Opfer. Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) forderte erneut eine rückhaltlose Aufklärung des Gebäudeeinsturzes im Severinsviertel. «Wir müssen wissen, sind Fehler gemacht worden, gab es Versäumnisse oder sind unvorhersehbare Ereignisse aufgetreten.» Diese Aufklärung sei man den Opfern, aber auch den Kölnern schuldig, die einen Anspruch hätten, in ihrer Stadt in Sicherheit zu leben.

Der 3. März werde als «trauriges Datum in die 2000-jährige Geschichte unserer Stadt eingehen», sagte Schramma weiter. Niemand könne einfach zur Tagesordnung übergehen. Der Oberbürgermeister stellte klar, dass die umstrittene Nord-Süd-Stadtbahn fertig gebaut werden müsse: «Aber sie muss sicher fertig gebaut werden."

Das Landgericht Köln hat inzwischen auf Antrag der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) ein förmliches Beweissicherungsverfahren gegen die am U-Bahn-Bau beteiligten Baufirmen eingeleitet. Damit solle eine unabhängige Klärung der Unglücksursache gewährleistet werden, sagte KVB-Vorstand Walter Reinarz.

Der Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Bauministerium, Günter Kozlowski, lehnte neue Bauvorschriften ab. Die Gebäudesicherheit sei durch die bestehenden Regeln bereits in hohem Maße gewährleistet. Auch nach dem Einsturz der Eissporthalle in Bad Reichenhall sei ein einheitlicher Gebäude-TÜV diskutiert worden. Die Bundesländer seien sich jedoch einig, dass sich das Regelwerk in den vergangenen Jahrzehnten generell bewährt habe. Unglücke seien nie völlig zu vermeiden.

Archiv des Erzbistums hilft bei Bergung
Das Historische Archiv des Erzbistums Köln unterstützt die Bergungsarbeiten nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Es seien drei Regalkilometer Platz bereitgestellt worden, um gerettete Stücke aus dem Bestand aufzunehmen, teilte das Erzbistum am Mittwoch in der Domstadt mit. Daneben hätten Mitarbeiter des Kirchenarchivs am Unglücksort Akten, Dokumente und andere Archivalien geborgen. Auch stünden die Diözesan- und die Dombibliothek bereit, um insbesondere bei der Restaurierung geretteter Bücher zu helfen.

Mehr zum Thema