US-Sozialaktivistin Dorothy Day vor 40 Jahren gestorben

Suppenküchen und Sozialenzykliken

Dorothy Day war Kommunistin, lebte in "wilder Ehe", hatte eine uneheliche Tochter und ließ sogar eine illegale Abtreibung vornehmen. Ein Seligsprechungsverfahren der katholischen Kirche läuft gleichwohl.

Autor/in:
Christiane Laudage
Eine Wandmalerei zeigt Dorothy Day (l.), Gründerin des Catholic Worker Movement in den USA / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Eine Wandmalerei zeigt Dorothy Day (l.), Gründerin des Catholic Worker Movement in den USA / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( KNA )

Die US-amerikanische Journalistin und Sozialaktivistin Dorothy Day (1897-1980) hat viele Dinge getan, die die katholische Kirche nicht gutheißt - und dennoch läuft für sie seit 20 Jahren ein Seligsprechungsverfahren. Day war nämlich auch die Begründerin der katholischen Arbeiterbewegung in den USA und lebte ganz in der radikalen Christus-Nachfolge. Sie starb vor 40 Jahren, am 29. November 1980.

Außergewöhnlich und umstritten

Day zählt zu den außergewöhnlichsten, aber auch zu den umstrittensten Persönlichkeiten des US-amerikanischen Katholizismus. Am 8. November 1897 wurde sie in Brooklyn, das heute zu New York zählt, geboren. Schon während des Studiums nahm sie den Kampf gegen soziale Schieflagen auf - und wurde Kommunistin. Die Journalistin interviewte Streikende, aber auch Leo Trotzki auf seinem Weg ins mexikanische Exil. Und sie berichtete vor allem für linke Medien über Protestmärsche.

In New York führte sie ein ziemliches Bohemeleben. 1919 ließ sie eine damals illegale Abtreibung durchführen, weil ihr Partner darauf bestand. Die Geburt ihrer Tochter Tamar Teresa 1927 war der Wendepunkt in ihrem Leben. Auf Vermittlung einer Nonne ließ sie ihr Kind taufen und trat zum katholischen Glauben über. Sie sagte: "Die Glorie der Schöpfung, die zarte Schönheit von Blumen und Muscheln, der Gesang der Vögel, das Lächeln meines Babys - all das hat mich so jubilieren lassen, dass ich nicht anders konnte, als laut in den Lobpreis Gottes einzustimmen". Ihre Konversion machte sie zur allein erziehenden Mutter. Denn ihr Partner zwang sie, sich entweder für ihn oder für Gott zu entscheiden. Sie wählte Gott.

In ihrem Glauben war sie eher konservativ. "Ich bin eine Traditionalistin in dem Sinn, dass ich es nicht gerne sehe, wenn jemand während der Messe eine große Kaffeetasse als Kelch benutzt." In ihren politischen Aktivitäten war sie eher radikal in ihrem Engagement für soziale Gerechtigkeit. Sie war in der Bürgerrechtsbewegung ebenso engagiert wie in der gewaltfreien Opposition gegen den Vietnamkrieg.

Wegen ihrer Überzeugungen im Gefängnis

Immer wieder musste sie wegen ihrer Überzeugungen ins Gefängnis, das letzte Mal im Alter von über 70 Jahren. Für sich selbst wählte sie ein Leben in völliger Armut. Sie teilte ihre Mahlzeiten mit den Armen, ihre Kleidung holte sie sich aus Alt-Kleider-Sammlungen.

Gemeinsam mit dem Franzosen Peter Maurin gründete sie die Zeitschrift "The Catholic Worker" (Der katholische Arbeiter), die am 1. Mai 1933 erstmals erschien. Dieses Datum ist auch der Gründungstag der "Catholic Worker" Bewegung, die bis zum heutigen Tag aktiv ist. Es existieren rund 200 Gemeinschaften auf verschiedenen Kontinenten.

Mit ihrer Zeitschrift wollten Maurin und Day die Sozialenzykliken der Päpste bekannt machen und sie in Bezug zur Gegenwart setzen. Den "Catholic Worker" gibt es noch heute zum Preis von damals: ein US-Cent. Die Zeitschrift trug dazu bei, dass sich die katholische Arbeiterbewegung in den USA ausbreitete. Als konkrete Hilfe richteten Maurin und Day die "Häuser der Gastfreundschaft" ein, wo sich Not leidende Arbeitslose an einer warmen Mahlzeit stärken konnten und zugleich spirituellen Beistand erfuhren.

Seligsprechungsverfahren

Schon bald nach ihrem Tod wurde von verschiedenen Seiten ein Seligsprechungsverfahren für sie angesprochen. Der verstorbene New Yorker Erzbischof, Kardinal John O'Connor (1920-2000) hat sich dafür stark engagiert. Er bemerkte dazu, es habe in seiner Generation kaum einen Priester gegeben, der nicht von ihr beeinflusst worden wäre. Seit dem Jahr 2000 läuft das Verfahren.

Als Papst Franziskus im September 2015 eine Ansprache vor dem Kongress in den USA hielt, erinnerte er an drei bedeutende Männer und eine Frau: Abraham Lincoln, Martin Luther King, Thomas Merton und Dorothy Day. "In diesen Zeiten, in denen soziale Anliegen eine solche Bedeutung haben, darf ich nicht versäumen, die Dienerin Gottes Dorothy Day zu erwähnen, welche die katholische Sozialbewegung Catholic Worker Movement gegründet hat. Ihr soziales Engagement, ihre Leidenschaft für Gerechtigkeit und für die Sache der Unterdrückten waren vom Evangelium, von ihrem Glauben und vom Vorbild der Heiligen inspiriert."


Quelle:
KNA