Das schreibt Pastorin Zingel in einem am Montag veröffentlichten Online-Brief an ihre Gemeinde Sankt Severin. Voraussetzung sei ein ausführliches Gespräch gewesen.
"Das Ehepaar Lindner ist dafür extra einen Tag nach Sylt gekommen", so die Pastorin. "Ich bin sicher, dass niemand von uns dreien sich in diesem Gespräch vorstellen konnte, was für ein mediales Großereignis diese Hochzeit werden sollte."
Lindner hatte am 9. Juli in der evangelischen Kirche Sankt Severin auf Sylt die Journalistin Franca Lehfeldt geheiratet. Beide sind keine Kirchenmitglieder. Der katholisch getaufte Lindner war mit 18 Jahren ausgetreten. An der Feier gab es Kritik, das Paar habe die Kirche nur als Kulisse benutzt und eine Dienstleistung in Anspruch genommen, die Kirchenmitglieder finanzieren.
Pastorin: Kirchentüren weiter öffnen
"Jedes Jahr verlassen mehr als 200.000 Menschen die evangelische Kirche", hält Zingel dagegen. "Offen ist dabei die Antwort auf die Frage, ob wir diesen Prozess verändern können, indem wir uns an strikte Regeln halten oder sollten wir unsere Kirchentüren weiter öffnen?" Niemand sollte dazu verleitet werden, kurz vor der Hochzeit einzutreten und danach wieder auszutreten.
Die Kirchensteuermittel würden nicht nur zur Finanzierung von Trauungen, Taufen und Beerdigungen verwendet, erklärte die Pastorin weiter. Der viel größere Teil fließe in die Gemeindearbeit sowie die soziale, seelsorgerliche und kulturelle Arbeit der Kirche. Zudem sei jeder Gottesdienst eine Gelegenheit zur Verkündigung. Hochzeitspaare, die oft im Verdacht stünden, die Kirche als Kulisse zu missbrauchen, hätten meist Sehnsucht nach Segen und Geleit.
Zu dem Brief erschien ein Frage-und-Antwort-Katalog der evangelischen Nordkirche. Daraus geht hervor, dass eigentlich mindestens einer der beiden Eheleute Kirchenmitglied sein sollte. "Allerdings entscheiden die Pastorin oder der Pastor in seelsorgerlicher Verantwortung über die Durchführung jeder Amtshandlung." Deutschlandweit würden 0,3 bis 0,4 Prozent der evangelischen Trauungen ganz ohne Kirchenmitgliedschaft gefeiert.
Lindner hatte die Feier bereits im Magazin "chrismon" verteidigt. Der kirchliche Segen sei ihm "wichtig" gewesen. Sein Kirchenaustritt bedeute nicht, "aus jeder Form der Spiritualität auszutreten".