Synodaler Prozess in Österreich endet bald

Nationale Synthese in Sicht

Die Kirche in Österreich steht dem von Papst Franziskus vorgegebenen weltweiten Synodalen Prozess positiv gegenüber. Bei der synodalen Beratung der Bischofskonferenz in Mariazell sollte eine nationale Synthese gelingen.

Autor/in:
Von Paul Wuthe
Basilika im Marienwallfahrtsort Mariazell in Österreich / © A_Lein (shutterstock)
Basilika im Marienwallfahrtsort Mariazell in Österreich / © A_Lein ( shutterstock )

Vor mehr als einem Jahr überraschte Papst Franziskus wieder einmal die Kirche, indem er sie auf einen zweijährigen Synodalen Prozess schickte. Vorläufiger Endpunkt ist eine Bischofssynode im Oktober 2023. Ihr Titel und zugleich Programm: "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission". Jetzt tritt die Weltsynode in allen Ländern in eine entscheidende Phase: Bis 15. August müssen alle Bischofskonferenzen die Ergebnisse aus den Diözesen bündeln und in eine nationale Synthese für das vatikanische Synodensekretariat bringen.

Synodaler Prozess

Was bedeutet Synodalität?

Synodalität bezeichnet den besonderen Stil, der das Leben und die Sendung der Kirche kennzeichnet und ihr Wesen als Volk Gottes zum Ausdruck bringt, das gemeinsam unterwegs ist und sich versammelt, berufen vom Herrn Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes, das Evangelium zu verkünden. Die Synodalität sollte in der gewöhnlichen Lebens- und Arbeitsweise der Kirche zum Ausdruck kommen.

Symbolbild Hände / © Rawpixel.com (shutterstock)

Finale Synthese

Zu diesem Zweck fand in dieser Woche eine vorsynodale Beratung der Österreichischen Bischofskonferenz in Mariazell statt. Mit den Bischöfen nahmen insgesamt 60 Personen daran teil. Bis einschließlich Dienstag berieten sie über einen Textentwurf, in dem die bisherigen Ergebnisse aus den Diözesen gebündelt wurden. Daraus soll nun eine finale nationale Synthese entstehen, die dann nach Rom weitergeleitet wird. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Franz Lackner, zeigte sich dankbar für eine große Offenheit, für das gemeinsame Aufeinanderhören, für Stille und Gebet.

Die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs (KFB), Angelika Ritter-Grepl, zog eine zuversichtliche Zwischenbilanz. Sie sprach am Dienstag von offenen und aufrichtigen Gesprächen, bei denen die Frauenfrage einer der ganz wesentlichen Aspekte sei. "Das Wichtigste ist, dass wir Frauen und Männer der Kirche in Österreich, die nicht in der Kirchenhierarchie vertreten sind, einen Ort bekommen haben, wo wir wirklich gehört werden, wo wir unsere Anliegen vorbringen können und wo mit uns gesprochen wird", sagte sie.

"Synodalität" - "gemeinsam auf dem Weg" - so in etwa lautet die wörtliche Übersetzung der griechischen Worte "syn" und "odos". Am intensivsten ist die katholische Kirche in Österreich auf Ebene der Pfarreien unterwegs. Seit mehr als 50 Jahren gibt es als Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) pfarrliche Pastoralräte sowie Vermögensverwaltungsräte. In diesem Jahr wurden Ende März in den etwa 3.000 Pfarreien landesweit rund 45.000 ehrenamtliche Pfarrgemeinderäte auf fünf Jahre gewählt.

Große Strukturreformen bereits im Gange

Auch auf diözesaner Ebene gab und gibt es Prozesse, die zwar keine Synoden im strengen kirchenrechtlichen Sinn sind, wohl aber synodale Elemente beinhalten. In der Diözese Linz beispielsweise ist solch ein Prozess weitgehend abgeschlossen und bereits in Umsetzung, verbunden mit einer großen Strukturreform.

In der Erzdiözese Wien läuft unter der Abkürzung "APG2.1" (APG steht für Apostelgeschichte) ein mehrjähriger Entwicklungsprozess, bei dem es neben einer Pfarreireform auch um die Stärkung einer missionarischen Grundhaltung geht. Und zuletzt hat die Diözese Gurk die Präsentation ihrer Ergebnisse aus dem Synodalen Prozess als Auftaktveranstaltung für einen synodalen Kirchenentwicklungsprozess genutzt.

Synodalität zur "Chefsache erklärt"

Vor diesem Hintergrund überrascht nicht, dass der heimische Episkopat auf die päpstliche Vorgabe sehr positiv reagiert hat. Synodalität wurde gleichsam zur "Chefsache" erklärt, indem der Bischofskonferenzvorsitzende Lackner als Teilnehmer für die Bischofssynode im Oktober 2023 gewählt wurde. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn ist darüber hinaus als Mitglied des vatikanischen Synodenrates in das Projekt auf weltkirchlicher Ebene eingebunden und wird - so wie bei den vergangenen Synoden auch - von Papst Franziskus wohl wieder persönlich als Teilnehmer nominiert werden.

Der Salzburger Erzbischof Lackner koordiniert gemeinsam mit einem Synodenteam den Prozess auf nationaler Ebene. Neben "Pastoralbischof" Josef Marketz (Gurk) und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka sind auch zwei Frauen in der Spitzengruppe: die Wiener Pastoraltheologin und Religionssoziologin Regina Polak sowie die Innsbrucker Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb. Für die Erstellung der nationalen Synthese auf Basis der Eingaben aus den Diözesen und von anderen kirchlichen Einrichtungen wurde überdies ein Redaktionsteam aus vier Laien eingesetzt, je zwei Frauen und Männer.

Bereits zu Beginn des Synodalen Prozesses im Oktober haben die österreichischen Bischöfe mit einem Hirtenwort dafür geworben und zur Mitwirkung eingeladen. Es gehe um eine "Haltung des Hörens, der offenen Rede und der Unterscheidung, was Gott uns sagen will", wurde immer wieder betont, um den geistlichen Charakter des Projekts zu verdeutlichen.

Stellung der Frau und Beteiligung von Laien

Mitte Oktober waren dann bis Ostern die Diözesen am Zug. Es folgten diverse Online-Befragungen, Diskussionen, Versammlungen und verschiedene Initiativen, um möglichst viele Menschen in den Synodalen Prozess einzubinden. Die Ergebnisse wurden in diözesanen Synthesen zusammengefasst und auch veröffentlicht; einen Überblick bietet die Internetseite katholisch.at/synode. Am stärksten präsent sind Fragen zur Stellung von Frauen in der Kirche, der Beteiligung von Laien und der Inklusion von Randgruppen. Diese Themen finden sich auch in allen diözesanen Synthesen.

Neu im Vergleich zu bisherigen synodalen Projekten ist die Methode der "Spirituellen Konversation" in Form von "Anhörkreisen". Sie wurde mittlerweile nicht nur in zahlreichen Pfarr- und Bistumsveranstaltungen ausprobiert, sondern auch von der Bischofskonferenz selbst - die dazu eigens einen Studientag über Synodalität veranstaltete.

Neue Gesprächsmethode

Die Methode sieht vor, dass man sich nach einer Phase des persönlichen Gebets in einem Anhörkreis trifft. In einer ersten Runde hat jede Person (drei Minuten) Zeit für einen persönlichen Beitrag zu einem vorab vereinbarten Thema. Nach einer kurzen Stille hat dann jede Person ein weiteres Mal Gelegenheit, (in zwei Minuten) das zu thematisieren, was das Gehörte bei einem ausgelöst hat. Nach einer erneuten Stille versucht dann die Gruppe, die wesentlichen Erfahrungen - Gemeinsamkeiten und Kontroverses - zu identifizieren und festzuhalten. Beendet wird dieser spirituelle Dialog mit einem Gebet.

Diese Methode wurde nun auch bei der Beratung in Mariazell praktiziert. Sie begann nach einem Gebet in der Wallfahrtskirche mit Impulsen aus der Ökumene: So sprachen der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios und der evangelische Bischof Michael Chalupka über Synodalität.

Ziel der Versammlung, an der außer allen Bischöfen auch jeweils zwei Vertreter beziehungsweise Vertreterinnen der Diözesen sowie weitere aus kirchlichen Einrichtungen auf nationaler Ebene teilnahmen, war die Erstellung eines gemeinsamen Textes, der kompakt auf rund zehn Seiten die Ergebnisse des Synodalen Prozesses bündelt. Die gebotene Kürze ist eine vatikanische Vorgabe; sie allein ist schon eine Herausforderung.

Quelle:
KNA