Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals haben die deutschen katholischen Bischöfe im Frühjahr einen "verbindlichen synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche angestoßen. Mit ihm wollen sie Lehren aus dem Skandal ziehen und Vertrauen zurückgewinnen.
Wie genau dieser synodale Weg aussehen wird, ist noch nicht klar. Fest steht, dass neben Bischöfen externe Fachleute und Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) teilnehmen sollen. Als ersten Schritt beschlossen die Bischöfe die Einsetzung von drei Vorbereitungsforen zu den Themen "Macht", "Sexualmoral" und "Priesterliche Lebensform". Bei einem Treffen Anfang Juli einigten sich Bischofskonferenz und ZdK darauf, noch ein viertes Forum zur Rolle der Frau in der Kirche einzuberufen. Leiter der Foren sind die Bischöfe Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Georg Bätzing (Limburg), Felix Genn (Münster) und Franz-Josef-Bode (Osnabrück).
Der Startschuss für die eigentlichen Reformgespräche soll Anfang Dezember zum Ersten Advent fallen. Das erste große Treffen ist für das Frühjahr 2020 geplant. Die Regeln wollen Bischofskonferenz und ZdK bis Herbst in einem Statut festlegen. Der Dialog ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.
Allerdings sind der kirchenrechtliche Status und die Kompetenzen eines "synodalen Wegs" unklar. Auch Papst Franziskus, der die Synodalität der Kirche voranbringen möchte und sie als "einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes" beschreibt, betonte in einem Brief an die Katholiken in Deutschland, dass der Begriff noch unklar sei und "sicherlich noch tiefer in Betracht gezogen werden" müsse.
Nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals hatte es zwischen 2011 und 2015 bereits einen Gesprächsprozess in der Kirche gegeben, der allerdings wenig konkrete Ergebnisse brachte. Deshalb fordert nicht nur das ZdK von dem neuen Prozess mehr Verbindlichkeit. Kritiker warnen vor einem deutschen Sonderweg in der Weltkirche und verweisen darauf, dass Fragen wie die Weihe von Frauen die Lehre betreffen und nicht national entschieden werden könnten.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) gab es in Deutschland neben mehreren Diözesansynoden zwei landesweite Synoden, die die Beschlüsse des Konzils umsetzen und konkretisieren sollten. In der Bundesrepublik war dies die Würzburger Synode (1971 bis 1975). Manche ihrer Voten wurden von Rom abgelehnt oder blieben unbeantwortet. Für die katholische Kirche der DDR gab es von 1973 bis 1975 die Dresdner Pastoralsynode.
Der Begriff "Synode" kommt aus dem Griechischen und bedeutet im Wortsinn "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet er eine Versammlung von Bischöfen beziehungsweise von Geistlichen und Laien. (KNA / Stand 26.08.2019)