Synodaler Weg stimmt für Reformen in katholischer Kirche

Homosexuellensegnung und Frauenpredigten

Der Synodale Weg hat am Freitag zum Teil weitgehende Reformen für die katholische Kirche in Deutschland beschlossen. Sie betreffen den Umgang mit Missbrauch sowie mögliche Segnungsfeiern für Homosexuelle und Predigten von Frauen.

Autor/in:
Karin Wollschläger
Fünfte Synodalversammlung in Frankfurt am Main / © Arne Dedert (dpa)
Fünfte Synodalversammlung in Frankfurt am Main / © Arne Dedert ( dpa )

Die 210 Bischöfe und Laien-Vertreter machten bei der Vollversammlung in Frankfurt den Weg frei für Segnungen für homosexuelle Paare. Außerdem sollen künftig nicht mehr nur Kleriker in Gottesdiensten predigen dürfen, sondern auch qualifizierte und beauftragte Frauen und Männer. Ein von vielen erwarteter Eklat blieb trotz teils emotionaler Debatten und schwieriger Abstimmungsprozesse aus. Stattdessen einigte man sich mehrfach auf Kompromisse, die ursprüngliche Forderungen abschwächten.

Mann mit einem T-Shirt in Regenbogenfarben / © Maximilian von Lachner (SW)
Mann mit einem T-Shirt in Regenbogenfarben / © Maximilian von Lachner ( SW )

Entscheidung zu Mitbestimmung von Laien vertagt

Über einen umstrittenen Handlungstext zu mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Laien in Bistümern und Pfarreien entschied die Vollversammlung am Abend nicht mehr, sondern beschloss die Überweisung in einen noch zu gründenden Synodalen Ausschuss. Dieser soll das Papier weiterentwickeln, um es mehrheitsfähig zu machen.

Der Vatikan hatte jüngst die Gründung sogenannter Synodaler Räte, also gemeinsamer Leitungsorgane von Laien und Klerikern, kategorisch ausgeschlossen. Mehrere Bischöfe, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hatten erklärt, trotzdem daran festhalten zu wollen.

Brief aus dem Vatikan an die deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat auf ihrer Internetseite den Brief aus dem vatikanischen Staatssekretariat an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, veröffentlicht. In dem Brief mit Datum vom 16. Januar 2023 erteilen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und die Kurienkardinäle Luis Ladaria und Marc Ouellet dem "Synodalen Rat" eine Absage. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Wortlaut des Briefes in Auszügen:

 

Staatssekretariat

Aus dem Vatikan, am 16. Januar 2023

N. 2825/SdS/2023

 

Briefe schreiben (Symbolbild) / © Nikateos (shutterstock)
Briefe schreiben (Symbolbild) / © Nikateos ( shutterstock )

Strengeres Vorgehen gegen Missbrauchstäter

Einstimmig beschloss die Vollversammlung strengere Vorgehensweisen im Umgang mit Priestern, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben. Die Bischofskonferenz soll eine Disziplinarordnung für Priester erarbeiten. Ist die Täterschaft eines Klerikers nachgewiesen, brauche es eine per Dekret ausgesprochene Auflage zur Therapie.

Außerdem soll für jeden Täter eine "Kontrollperson" eingesetzt werden, die die Therapieauflagen überprüft und den weiteren Berufs- und Lebensweg der Täter verfolgt. Zudem soll Präventionsarbeit fester Bestandteil der Ausbildung von Priestern und anderen pastoralen Mitarbeitern werden.

Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen

Ebenfalls einstimmig sprach sich der Synodale Weg in Erster Lesung für ein Papier zu "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" aus. Kritisiert wird darin, dass Missbrauch an Erwachsenen bei Beratungsangeboten und in Schutzkonzepten bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe.

Tanz-Aufführung im Frankfurter Dom / © Maximilian von Lachner (SW)
Tanz-Aufführung im Frankfurter Dom / © Maximilian von Lachner ( SW )

Für breite Empörung sorgte ein Tweet der konservativen katholischen Vereinigung Maria 1.0 zu einer Tanz-Aufführung zum Thema Missbrauch, die am Donnerstagabend im Frankfurter Dom im Rahmen der Vollversammlung stattfand. Maria 1.0 bezeichnete die Veranstaltung als "satanisch", sie habe den Dom "entweiht".

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Helmut Dieser, sprach von einer scheußlichen Verunglimpfung. Der Passauer Bischof Stefan Oster forderte via Instagram die Gruppierung auf, sich zu entschuldigen.

Quelle:
KNA