Syrischer Erzbischof sieht Anzeichen für Völkermord

"Schrecklichen Verbrechen"

Hunderte Alawiten sind in Syrien von Islamisten ermordet worden. Die Gesellschaft für bedrohte Völker befürchtet einen Genozid. So sagt es auch der Erzbischof von Homs bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Pater Jacques Mourad, Erzbischof der syrisch-katholischen Kirche in Homs / © Jean-Matthieu Gautier ( (Link ist extern)KNA )

Nach den Massakern an der alawitischen Minderheit in Syrien sieht der katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, Anzeichen für einen Völkermord. Bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Kloster Steinfeld in der Eifel sprach Mourad am Dienstag von einem "schrecklichen Verbrechen". Die Übergangsregierung in Syrien trage die Verantwortung dafür. Aber auch viele Soldaten der Regierung seien getötet worden.

Mourad sieht das Nachbarland Türkei ebenfalls in der Verantwortung: "Die Türkei hat eine Mitverantwortung, weil die Grenzen nach Syrien offen sind auf der Höhe von Idlib. Da kommen die Militärs, diese fanatischen Gruppen, durch, um diese Massaker zu verüben."Syrien brauche die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, sagte der Erzbischof. Er war 2015 von Dschihadisten des "Islamischen Staats" entführt und fünf Monate lang gefangen gehalten worden, bis ihm die Flucht gelang.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden vergangene Woche bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Regierung mehr als 1.000 Menschen getötet. Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an Alawiten sorgten international für Entsetzen.

UN-Kommission fordert für Syrien dringend einen Waffenstillstand

Syrien wurde laut einer UN-Kommission wegen des Bürgerkriegs und des Gaza-Konflikts von einer Welle der Gewalt überrollt. "Seit Oktober ist es in Syrien zur größten Eskalation der Kämpfe seit vier Jahren gekommen", sagte Paulo Pinheiro, Vorsitzender der Syrien-Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf Mitte März. "Auch Syrien braucht dringend einen Waffenstillstand", forderte er vor dem Hintergrund der Verhandlungen über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas.

Syrien, Al Atarib: Ein Junge sitzt in der Nähe seines zerstörten Hauses, das durch das Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze zerstört wurde. / © Anas Alkharboutli (dpa)
Syrien, Al Atarib: Ein Junge sitzt in der Nähe seines zerstörten Hauses, das durch das Erdbeben an der türkisch-syrischen Grenze zerstört wurde. / © Anas Alkharboutli ( (Link ist extern)dpa )