Priester aus Wien betreibt Großbäckerei in Syrien

Täglich eine Tonne gutes Brot für die Ärmsten

Dank Spenden konnte ein Wiener Priester eine Bäckerei bei Damaskus gründen. Täglich sollen hier bis zu 10.000 Menschen mit gutem und günstigen Brot versorgt werden. Und es gibt schon neue Pläne.

Autor/in:
Georg Pulling
Verschiedene Brotsorten in der Auslage / © YesPhotographers (shutterstock)
Verschiedene Brotsorten in der Auslage / © YesPhotographers ( shutterstock )

Krieg, Wirtschaftssanktionen und Corona zum Trotz konnte der Wiener melkitische Priester Hanna Ghoneim sein Projekt verwirklichen. Mit seinem Hilfswerk "Korbgemeinschaft" hat er nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus eine Großbäckerei aus dem Boden gestampft, die künftig bis zu 10.000 bedürftige Menschen täglich mit günstigem, aber hochwertigem Brot versorgen soll. Damit will der Geistliche einen Beitrag zur Grundversorgung der notleidenden Bevölkerung leisten, wie er in der neuen Ausgabe des Magazins "Information Christlicher Orient" erklärt.

Menschen können von Gehältern kaum noch leben

Laut Ghoneim können die Menschen in Syrien wegen extremer Inflation mit ihren Gehältern nicht mehr überleben - sofern sie überhaupt noch Arbeit haben. Ein normaler Beamter verdiene im Durchschnitt nur 20 bis 30 Euro im Monat. Menschen ohne Arbeit bekämen kaum Sozialhilfe; "hin und wieder Hilfspakete, aber auch das nicht regelmäßig und nur in längeren Abständen von etwa zwei bis drei Monaten", so der melkitische Priester. Unter den westlichen Wirtschaftssanktionen leide allein die Zivilbevölkerung, am schlimmsten die ohnehin schon Armen.

Projekt weitestgehend finanziert

Die Bäckerei der "Korbgemeinschaft" entstand im Dorf Maaruneh rund 20 Kilometer nordöstlich von Damaskus. Das Baugrundstück stellte die örtliche Pfarrei zur Verfügung; Projektträger ist das melkitische griechisch-katholische Patriarchat in Damaskus. Die Kosten für das Großprojekt lagen bei über 400.000 Euro. Dank vieler Spenden vor allem aus Österreich, aber auch aus Deutschland, Ungarn und Schweden, ist das Projekt bereits weitgehend finanziert.

Bäckerei ist wichtiger Arbeitgeber

Die Bäckerei sei auch ein wichtiger Arbeitgeber, erklärt Ghoneim. Zehn Mitarbeiter stellen dort derzeit im Probebetrieb bereits 1.200 Kilo Brot täglich her. Im Vollbetrieb sollen es später mehr als 30 Angestellte sein. Das Brot werde für umgerechnet zwei Cent pro Kilo an Bedürftige abgegeben.

Der Priester hat bereits Pläne zum Ausbau. Auf dem Dach der Bäckerei soll ein Sozialmarkt für die Grundgüter des täglichen Bedarfs entstehen. Angesichts von grassierender Inflation und unberechenbarer und horrender Schwarzmarktpreise solle zumindest die Grundversorgung auch für die Ärmsten sichergestellt werden.

Die kirchliche Stiftung "Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien" ist derzeit unter anderem in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Homs und in Aleppo tätig. Von den Hilfen profitieren die christliche Minderheit in der Region, aber auch viele Muslime. So bekämen auch Binnenflüchtlinge Hilfe zur Begleichung von Mieten und Energiekosten; Bekleidung für Bedürftige wird organisiert oder ärztliche Versorgung vermittelt. Zuletzt standen auch Corona-Soforthilfen für Notleidende im Fokus.


Quelle:
KNA