Mainzer Bischof kocht mit ehrenamtlichen Helfern

Tafel ist Ort der Begegnung und Begleitung

Mit dem Kochlöffel in der Hand ein Zeichen gegen Armut setzen - zusammen mit ehrenamtlichen Helfern hat der Mainzer Bischof Kohlgraf für die Kunden der Wormser Tafel gekocht.

Essensausgabe für Bedürftige / © addkm (shutterstock)
Essensausgabe für Bedürftige / © addkm ( shutterstock )

"Da geht es um mehr, als nur eine warme Mahlzeit", sagt der Bischof.

DOMRADIO.DE: Wie war das, für die Kunden der Wormser Tafel das Essen zuzubereiten?

Peter Kohlgraf (Mainzer Bischof): "Zubereiten" ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Tatsächlich gibt es Fotos von mir mit dem Kochlöffel in der Hand. Mein Hauptbeitrag war es, die Wurst zu schneiden - das war ein überschaubarer Beitrag. Es ging darum, das Thema überhaupt einmal in die Öffentlichkeit zu bringen.

DOMRADIO.DE: Trotzdem interessiert uns, was haben Sie - sagen wir mal  - geholfen zuzubereiten?

Kohlgraf: Es gab einen Gemüse-Linsen-Eintopf, und ich habe die Wurst dazu geliefert. Aber es ging tatsächlich mehr um die Begegnung mit den Ehrenamtlichen, aber auch mit den Kunden der Tafel in Worms. Das ist ein ökumenisches Projekt. Es gab wirklich gute Gespräche - auch beim Mittagessen.

DOMRADIO.DE: Waren Sie und die Ehrenamtler denn ein gutes Team?

Kohlgraf: Das war ein gutes Team und ich staune, was die Menschen jeden Tag an Arbeit stemmen und Menschen begleiten.

DOMRADIO.DE: Sie haben sich mit zu den Kunden an den Tisch gesetzt und mit ihnen zusammen gegessen?

Kohlgraf: Wir haben die Suppe ausgeteilt, unsere Caritas-Direktorinnen und ich, dann aber auch an dem Mittagessen teilgenommen und gute Gespräche geführt.

DOMRADIO.DE: Gab es auch Szenen, die Sie besonders angerührt haben?

Kohlgraf: Gegenüber von mir saß eine Mutter mit einem kleinen Jungen. Das fand ich sehr schön, ein bisschen etwas über ihre Geschichte zu hören. Oder auch ein Mann neben mir. Das sind Menschen, die ihre Lebensgeschichte mitsichtragen und dort Hilfe erfahren. Mir ist auch noch mal deutlich geworden, gerade im Hinblick auf die Tafel in Worms und was ich jetzt erlebt habe, dass es um mehr geht, als einfach nur Lebensmittel zu bekommen. Das ist wirklich ein Ort der Begegnung und der Begleitung.

DOMRADIO.DE: Zu dieser Aktion hatte sie der Welttag der Armen inspiriert, den Papst Franziskus vor nicht allzu langer Zeit ins Leben gerufen hat und der am 17. November schon zum dritten Mal stattgefunden hat. Warum finden Sie so einen Tag wichtig?

Kohlgraf: Der Hauptgrund, warum ich nach Worms gefahren bin, wir hätten auch noch 1000 andere Stellen nehmen können, ist, überhaupt auf dieses Thema aufmerksam zu machen, dass es auch in unserer Gesellschaft arme Menschen gibt und Armut viele unterschiedliche Gesichter hat. Das geht jetzt nicht allein um materielle Not. Das ist der eine Punkt. Es geht auch um soziale Ausgrenzung, kulturelle Armut und Einsamkeit. All das spielt eine Rolle.

DOMRADIO.DE: Haben Sie gestern noch etwas verstanden, was Ihnen vielleicht vorher nicht so klar gewesen war?

Kohlgraf: Das ist tatsächlich nicht nur die materielle Not eine Rolle spielt, das ist sicherlich ein Punkt, sondern dass die Tafel von Menschen aufgesucht wird, die einfach auch Gesellschaft suchen, die einfach ein gutes Wort brauchen und die Ehrenamtlichen leisten das.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

 

Bischof Peter Kohlgraf in seinem Ornat / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf in seinem Ornat / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR
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