Tafel-Verband warnt vor Rückzug des Staates aus sozialen Hilfen

Sinkende Bereitschaft zu Lebensmittelspenden

Der Bundesverband Deutsche Tafel hat vor einem Rückzug des Staates aus sozialen Hilfsleistungen gewarnt. Die Tafeln, die Lebensmittel an Bedürftige verteilen, seien seit Gründung der ersten Ausgabestelle vor 15 Jahren in Berlin nicht mehr aus Deutschland wegzudenken, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutsche Tafel, Gerd Häuser, am Donnerstag in Magdeburg. Bundesweit 785 Tafeln seien der sichtbare Beweis dafür, dass Armut für immer mehr Menschen bittere Realität sei.

 (DR)

In Magdeburg begann am Donnerstag das 14. «Bundestafeltreffen» der Organisation. An der dreitägigen Zusammenkunft nehmen rund 800 ehrenamtliche Helfer teil. Häuser nannte es einen «Skandal», dass in einem der reichsten Länder der Erde Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen seien. Eine Hauptforderung an die Politik sei die Schaffung von Arbeitsplätzen, «von denen die Menschen auch leben können». Zudem müssten der Kampf gegen Kinderarmut verstärkt und kostenlose Speisenangebote in Schulen eingerichtet werden, erklärte Häuser.

Seit 1993 habe sich die Zielgruppe der Tafeln verändert. Seien es zunächst noch überwiegend Obdachlose gewesen, kämen zunehmend mehr Familien mit Kindern, Alleinerziehende «und Menschen, die zwar tagtäglich arbeiten, aber ihre Familien nicht mehr ernähren können».

Heute versorgen die Ausgabestellen nach eigenen Angaben täglich mehr als 800.000 Menschen mit Lebensmitteln. Ein Viertel davon sind Kinder und Jugendliche. Bei Beschaffung, Transport und Ausgabe der Nahrungsmittel engagieren sich etwa 35.000 ehrenamtliche Helfer.

Einen Höhepunkt des Treffens bildet am Freitag eine «Lange Tafel» als Zeichen für mehr Solidarität und Mitmenschlichkeit. Dazu haben sich Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) als Schirmherrin des Verbandes sowie Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) und der Schauspieler Peter Sodann angekündigt.