"Fast jeder vierte Tafelkunde ist mittlerweile Rentner. Das sind in etwa 350.000 Menschen", sagte der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). 2007 seien gut zwölf Prozent der Bedürftigen Senioren gewesen. Nach Angaben des Dachverbandes gibt es in Deutschland mehr als 900 Tafeln, die regelmäßig bis zu 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgen. Brühl appellierte an die Politik, Armut zu bekämpfen. "Es nützt doch nichts, wenn Politiker in Wahlkampfzeiten unsere Essensausgaben besuchen. Das lehne ich zunehmend ab." Gerne könnten die Volksvertreter außerhalb des Wahlkampfs vorbeischauen und helfen, "aber für schöne Bilder halten wir nicht her". Er forderte von der Politik: "Macht endlich mal was und redet nicht nur." Armut sei der Nährboden für das Gefühl abgehängt zu sein "und damit letztlich auch Wegbereiter des Extremismus".
Mascher: Zeichen für wachsende Altersarmut
Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, sagte der Zeitung, es sei ein Armutszeugnis für Deutschland, dass es die Tafel überhaupt geben müsse. "Wenn 350.000 Senioren regelmäßig darauf angewiesen sind, bei den Tafeln für kostenlose Lebensmittel anzustehen, dann ist das ein deutlich sichtbares Signal dafür, dass die Altersarmut auf dem Vormarsch ist." Insbesondere Erwerbsminderungsrentner leben nach den Worten von Mascher oft an der Armutsgrenze. Außerdem seien viele Frauen von Altersarmut betroffen. "Für immer mehr Rentner werden auch hohe Mieten ein immer größeres Problem. Der soziale Wohnungsbau muss oberste Priorität haben."
Am Jahresende 2016 bezogen dem Sozialverband zufolge 522.492 Personen über der Altersgrenze Leistungen der Grundsicherung im Alter. Ende 2006 hatte diese Zahl demnach noch bei rund 371.000 gelegen. Rechne man auch noch diejenigen hinzu, die als Erwerbsgeminderte auf Grundsicherung angewiesen sind, liege die Zahl der betroffenen Volljährigen bei über einer Million.