Tag der Organspende wirbt um Spender

Warnung vor großem Druck

Mit zahlreichen Aktionen und Informationsveranstaltungen haben Politik und Medizin am Samstag bundesweit für mehr Organspenden geworben. Zugleich warnten Patientenschützer am "Tag der Organspende" vor zu viel Druck auf Patienten, Angehörige und Transplantationsbeauftragte.

Organspendeausweise / © Jens Kalaene (dpa)
Organspendeausweise / © Jens Kalaene ( dpa )

Bei der zentralen Veranstaltung in Erfurt betonte Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke): "Organe zu spenden, heißt Leben zu schenken." Doch die Entscheidung im Fall des eigenen Todes oder des Todes eines nahestehenden Menschen sei nicht einfach. Gerade nach den Skandalen der letzten Jahre sei auch viel Vertrauen erforderlich, dass die Medizin verantwortungsvoll mit Organspenden umgehe und diejenigen Menschen sie erhielten, die sie am dringendsten brauchen. Politik und Kliniken hätten aber reagiert und unabhängigere Kontrollen und transparentere Verfahren eingeführt.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnte vor zu großem Druck auf Patienten, Angehörige und Transplantationsbeauftragte. Gerade diese "dürfen nicht unter den Druck geraten, vor allem an der Zahl der von ihnen initiierten Organspenden gemessen zu werden", sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Entscheidend ist es, den Willen der Patienten zu beachten und die Ängste der Angehörigen."

Transplantationsbeauftragter: Für Sensibilität und gegen Druck

Wenn die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) eine "engagierte" Arbeit von den Beauftragten erwarte, sehe er eine große Gefahr, diese vor allem "zu Akquisiteuren zu degradieren", kritisierte Brysch weiter. Doch ein Transplantationsbeauftragter müsse in diesen "Extremsituationen der Trauer" vor allem sensibel sein und "in erster Linie der Ethik verpflichtet".

Kritisch bewertete Brysch auch die Forderung der DSO, klare gesetzliche Regeln zu schaffen, nach denen Kliniken potenzielle Organspender sofort melden müssen. Auch dadurch werde der Druck unnötig erhöht. Dass Axel Rahmel, der medizinische Vorstand der DSO, hier Spanien und die USA als Vorbilder nenne, sei irreführend, denn dort gebe es andere Rahmenbedingungen: Während man in Deutschland einer Organspende ausdrücklich zustimmen müsse, reiche es dort, dieser nicht ausdrücklich widersprochen zu haben, so der Patientenschützer.

Etwa 10.000 Menschen warten in Deutschland auf Leber, Herz, Lunge oder Niere

Rahmel hatte den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" gesagt: "In Spanien oder auch in den USA gilt die Organspende als Selbstverständlichkeit und ist in den Klinikalltag integriert. Es muss endlich auch bei uns ein Ruck durch die Gesellschaft, die Klinikbetriebe und die Politik gehen."

Seit Jahren bewegt sich die Zahl der Organspenden in Deutschland auf einem Tiefstand. 857 Menschen haben sich 2016 nach ihrem Tod insgesamt 2.867 Organe entnehmen lassen. Demgegenüber warten hierzulande etwa 10.000 Menschen auf Leber, Herz, Lunge oder Niere. In einer aktuellen Umfrage sagten rund 80 Prozent der Befragten, sie seien grundsätzlich zur Organspende bereit. Allerdings hat weiterhin nur etwa jeder Dritte tatsächlich seine Bereitschaft in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung dokumentiert.


Quelle:
KNA