Tag des offenen Denkmals in ganz Deutschland

Handwerk, Technik, Industrie

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag öffnen sonst verschlossene Sehenswürdigkeiten ihre Türen. Im Mittelpunkt der bundesweiten Initiative stehen in diesem Jahr Handwerk, Technik, Industrie.

Treppenhaus des Schlosses Altdöbern / © Patrick Pleul (dpa)
Treppenhaus des Schlosses Altdöbern / © Patrick Pleul ( dpa )

Es ist die wohl größte Kulturveranstaltung in Deutschland, die in diesem Jahr in Halle an der Saale eröffnet: der Tag des offenen Denkmals, koordiniert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Jahr für Jahr nutzen rund vier Millionen Menschen das Angebot, um ein Gespür für das kulturelle Erbe in Deutschland zu bekommen.

Über 7.700 Denkmäler

Bundesweit mehr als 7.700 Denkmäler, von denen viele sonst nicht öffentlich zugänglich sind, öffnen am Sonntag ihre Türen. Thema in diesem Jahr: Handwerk, Technik, Industrie. So können die Kultur- und Geschichtsbegeisterten vielerorts alte Turbinentechnik, historische Fabrikhallen oder den Betrieb von Wind- und Wassermühlen erleben. Zudem ist die Industriegeschichte eng mit den sozialen und demografischen Entwicklungen ganzer Regionen verbunden.

Ganz besonders gilt dies fürs Saarland, das im 19. Jahrhundert vom Agrarland zur Bergbauregion wurde. In Neunkirchen entstand ab 1904 eine der ersten großtechnischen Anlagen zur Verstromung von Kokereigas. Wie im aufstrebenden Kaiserreich üblich, erhielt die moderne Technik eine prächtige, historisierende Fassade. Der 165 m lange und 25 m breite Gebäudekomplex steht Besuchern für Führungen am Tag des Denkmals offen. 

Auch das niedersächsische Braunschweig ging im Zuge der industriellen Revolution im 1871 ausgerufenen preußisch-deutschen Kaiserreich neue Wege. Wie in vielen deutschen Städten beschloßen die Stadtväter den Bau eines prächtigen Wasserturms, um die wachsende Stadtbevölkerung mit Frischwasser zu versorgen. Inmitten eines großen Gründerzeitviertels gelegen, ist der Turm mit seiner historistischen Schmuckgestaltung bis heute ein wichtiger Bestandteil der Braunschweiger Stadtsilhouette. Im Innern können Besucher das von unzähligen Nieten zusammengehaltene Wasserbehälter bestaunen, original erhalten.

Entkernt wurde hingegen das 1920 erbaute Elektrizitätswerk im mecklenburgischen Neustadt-Glewe. Nach der Niederlage Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg transportierte die Rote Armee die damals modernen Wasserturbinen in die Sowjetunion. Sie wurden ersetzt, die Stromerzeugung in der DDR fortgeführt. Infolge der Wende wurde das Werk privatisiert, heute erzeugt dort ein Familienunternehmer ökologischen Strom. 

So selbstverständlich wie Strom heute über Ländergrenzen hinweg fließt, exportierten die römischen Keramiker und Töpfer im heutigen Rheinzabern in der Pfalz ihre Waren schon im 3. Jahrhundert bis nach England und auf die Krim. Zeugnis dieses frühen grenzüberschreitenden Handels und Handwerks sind die beiden erhaltenen Ziegelbrennöfen. 1902 und 1978 entdeckt, stehen sie am Tag des Denkmals interessierten Besuchern offen. 

Orgelbaumuseum

Für Besucher öffnet sich auch der Orgelbauer Martin Steinmeyer, der derzeit in den historischen Werkstätten seines Familienbetriebs im bayerischen Oettingen ein Orgelbaumuseum einrichtet. Im Montagesaal wurden die Orgeln einst zur Abnahme aufgebaut - und anschließend in die Welt geliefert. "Wir haben nach Alexandria, Bagdad und Shanghai geliefert", erzählt Steinmeyer stolz, "und in Island die Orgel erst eingeführt". Am Tag des Denkmals erhalten Besucher einen Vorgeschmack auf das im Aufbau befindliche Museum.

Wer eine Steinmeyer-Orgel hören will, muss dafür aber nicht nach Oettingen oder gar Island fahren. Auch im Hamburger Michel erklingt Steinmeyers Orgelwerk. Und wer sehen will, wo die Orgeln des Unternehmens ihren Weg in die Welt fanden, sollte den Hamburger Hafen besichtigen. Zum Tag des Denkmals präsentiert das Hafenmuseum zwei historische Kräne aus dem Holzhafen Altona. 1939 bei Kampnagel gebaut, zeigen sie als letzte ihrer Art, wie der Güterumschlag zu jener Zeit bewältigt wurde.

Der Holzhafen direkt neben dem bedeutenden Fischereihafen ist übrigens selbst ein Ort mit Tradition: 1722 bis 1724 gebaut, gilt er als älteste erhaltene künstliche Hafenanlage Hamburgs. 1865 entstand um den Holzhafen herum die Altonaer Speicherstadt, zu der eine Mälzerei und eine Fischräucherei gehörten. Handwerk, Technik und Industrie existierten hier damals wie heute selbstverständlich nebeneinander.


Quelle:
KNA