Tausende demonstrierten bei Berliner "Marsch für das Leben"

Hilfe statt Tötung

Rund 5.500 Gegner von Abtreibung und aktiver Sterbehilfe haben am Samstag beim Berliner "Marsch für das Leben" demonstriert. Im Vorfeld dankte Kardinal Marx den Lebensschützern. Seit Jahren war auch ein evangelischer Bischof dabei.

Marsch für das Leben in Berlin / © Christian Mang (KNA)
Marsch für das Leben in Berlin / © Christian Mang ( KNA )

Unter den Teilnehmern waren Berlins katholischer Erzbischof Heiner Koch und Weihbischof Matthias Heinrich sowie der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Erstmals seit Jahren nahm mit Hans-Jürgen Abromeit aus Greifswald ein evangelischer Bischof teil.

Erzbischof Heiner Koch / © Markus Nowak (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Markus Nowak ( KNA )

Im Unterschied zu den Vorjahren stimmten die Schätzungen der Teilnehmerzahl von Veranstalter und Polizei überein. Organisiert hatten den Marsch der Bundesverband Lebensrecht, ein Zusammenschluss von 14 Lebensschutzorganisationen. 

Nach dessen Angaben ist der jährliche Marsch die bundesweit größte Demonstration für den Schutz des Lebens. Erneut wurde er von 1.000 Gegendemonstranten mit Trillerpfeifen und Sprechchören gestört. 

"Nagelprobe auf die Solidarität der Gesellschaft"

Beim Abschlussgottesdienst rief Abromeit zur Hilfe für schwangere Frauen in Notsituationen auf. "Eine ungewollte Schwangerschaft ist eine Nagelprobe auf die Solidarität der Gesellschaft", so der evangelisch-lutherische Bischof. 

Beim Engagement für das Lebensrecht der ungeborenen Kinder gehe es aber nicht um Zwang. Das deutsche Recht setze darauf, dass die Eltern sie freiwillig annähmen.

Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (KNA)
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit / ( KNA )

"Wir brauchen aber noch ganz andere Unterstützungssysteme", forderte Abromeit. Väter, Eltern, Nachbarn und Arbeitgeber müssten ihre Verantwortung noch viel intensiver annehmen, "damit die Frauen am Ende nicht alleine dastehen". 

Weihbischof Heinrich sagte, der Marsch trete auch für die hungernden, kranken und flüchtenden Menschen ein, denen das Lebensrecht abgesprochen werde.

Werbeverbot für Abtreibungen beibehalten

Bei der Kundgebung zum Auftakt beschlossen die Teilnehmer mit ihrem Applaus eine Reihe von Forderungen an die Politik. So riefen sie dazu auf, das gesetzliche Werbeverbot für Abtreibungen beizubehalten. Mit Blick auf die Beratungsregelung für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch wenden sie sich "gegen Scheine, die Abtreibungen legitimieren". 

Zudem warnen sie vor einer "Krankenkassenfinanzierung von Bluttests, die ungeborene Kinder selektieren". Familien, "die sich um Kinder mit Besonderheiten kümmern", bräuchten mehr Hilfe und Anerkennung. Auch müsse die Palliativmedizin für todkranke Menschen ausgebaut werden, statt "Tötungsmittel zuzulassen".

Kardinal Marx dankte Lebensschutzorganisationen 

Die Deutsche Bischofskonferenz stellte sich hinter den "Marsch für das Leben". Der Konferenz-Vorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, dankte den Teilnehmern in einem Grußwort für ihr "nicht nachlassendes Engagement" zum Schutz des menschlichen Lebens. Der Schwangerschaftsabbruch sei "grundsätzlich mit unserem Werte- und Rechtssystem nicht vereinbar".

Kardinal Marx in Polen / © Grzegorz Mehring (ESZ)
Kardinal Marx in Polen / © Grzegorz Mehring ( ESZ )

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger nannte den Marsch ein Zeichen für alle Menschen, "die sich keinem ökonomischen Druck der Machbarkeit und Optimierung für ihr Leben aussetzen wollen". 

Der Limburger Bischof Georg Bätzing rief die Teilnehmer auf, "das Thema Lebensschutz auch weiterhin beharrlich, ruhig, sachlich und friedfertig in die Öffentlichkeit zu tragen". So würden sie "als Partner im gesellschaftlichen Diskus Anerkennung finden". 

Der Passauer Bischof Stefan Oster würdigte deren "persönliches Zeugnis, das sie damit ablegen".

Volker Kauder: Marsch ist "Erinnerung und Mahnung zugleich"

Unionsfraktionschef Volker Kauder / © Michael Kappeler (dpa)
Unionsfraktionschef Volker Kauder / © Michael Kappeler ( dpa )

In einem verlesenen Grußwort würdigte der frühere Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) den Marsch als "große Bürgerinitiative". Sie richte sich nicht gegen schwangere Frauen in existenzieller Notlage, sondern trete für das Leben ein.

Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer / © Benedikt Plesker (KNA)
Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer / © Benedikt Plesker ( KNA )

Auch der CSU-Politiker bezeichnete es als "falschen Weg", das im Paragrafen 219a des Strafgesetzbuches festgeschriebene Werbungsverbot für Abtreibungen abzuschaffen. Notwendig sei vielmehr "Werbung für das Leben".

Für die Unions-Bundestagsfraktion dankte deren Vorsitzender Volker Kauder (CDU) in einem Grußwort den Teilnehmern. Der Marsch sei für die Politiker "Erinnerung und Mahnung zugleich, den bestehenden Lebensschutz immer wieder zu hinterfragen und auf neue medizinische Entwicklungen lebensschützend und das Leben fördernd zu reagieren". Kauder nannte Bluttests, um Behinderungen bei Embryonen festzustellen, sowie Fragen der Organspende und der Sterbehilfe

Katholische, evangelische und orthodoxer Teilnehmer

Nach Angaben der Veranstalter hatte der Marsch im vergangenen Jahr rund 7.500 Teilnehmer auch aus evangelischen und orthodoxen Kirchen. Als Vertreter der katholischen Kirche nahmen Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie die Weihbischöfe Hubert Berenbrinker (Paderborn), Matthias Heinrich (Berlin) und Florian Wörner (Augsburg) teil.

Mehrere zeitgleich stattfindende Gegenveranstaltungen unter anderen von SPD, Linken und Grünen warfen den Teilnehmern des Marsches vor, "mit reaktionär-konservativen und menschenfeindlichen Forderungen gegen Schwangerschaftsabbruch und sexuelle Vielfalt" einzutreten. Sie forderten eine Abschaffung des Paragrafen 219a, der das Werbeverbot regelt. 

Marsch für das Leben

Der "Marsch für das Leben" findet seit Jahren in ca. 20 Hauptstädten der ganzen Welt statt. Er wird vom Papst, diversen Bischöfen und Bundestagsabgeordneten unterstützt. 

Marsch für das Leben 2023 in Köln / © Johannes Schröer (DR)
Marsch für das Leben 2023 in Köln / © Johannes Schröer ( DR )
Quelle:
KNA