Tausende Festnahmen in der Türkei

 (DR)

Nach dem gescheiterten Putsch von Teilen des Militärs hat die türkische Regierung 1800 zusätzliche Spezialkräfte der Polizei in Istanbul zusammengezogen. Diese Kräfte mit gepanzerten Fahrzeugen würden an strategisch wichtigen Einrichtungen und Straßen der größten Stadt des Landes eingesetzt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag. Der Polizeichef Istanbuls, Mustafa Caliskan, habe zudem den Befehl gegeben, unbekannte Hubschrauber ohne Vorwarnung abzuschießen.

Wie es aus Regierungskreisen hieß, patrouillierten in der Nacht zu Montag im gesamten Luftraum der Türkei F16-Kampfflugzeuge. Putschisten hatten bei ihrem Umsturzversuch in der Nacht zu Samstag Kampfjets sowie Hubschrauber gekapert und unter anderem das Parlament in Ankara bombardiert. Seit der Niederschlagung des Putsches wurden nach Regierungsangaben mehr als 6000 Menschen festgenommen. Diesen Angaben zufolge kostete der Putsch fast 300 Menschen das Leben.

In der Nacht zu Montag folgten erneut zahlreiche Türken den wiederholten Aufforderungen von Präsident Recep Tayyip Erdogan, sich auf den Straßen und Plätzen zu versammeln, um diese nicht möglichen weiteren Putschisten zu überlassen. Erdogan hatte zuletzt am Sonntagabend auf Twitter geschrieben: "Aufhören gilt nicht, Weggehen gilt nicht. Wir lassen die Plätze nicht leer."

Bei Demonstrationen gegen den Putschversuch kam es Medienberichten zufolge zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Regierungspartei AKP und Minderheiten. In der zentralanatolischen Stadt Konya hätten AKP-Anhänger versucht, ein überwiegend von christlichen Aramäern bewohntes Viertel zu stürmen, berichtete die Zeitung "Cumhuriyet". Polizisten hätten das verhindert, bei Zusammenstößen seien aber fünf Aramäer verletzt worden. 

Die Nachrichtenagentur DHA meldete, auch in der osttürkischen Stadt Malatya sei es zu Spannungen gekommen. In einem alevitisch geprägten Viertel hätten AKP-Anhänger gerufen: "Die AKP-ler sind hier, wo sind die Aleviten?" Sicherheitskräfte hätten Warnschüsse abgeben müssen, um Zusammenstöße zu vermeiden. (dpa, 18.07.16)