Tausende Tamilen pilgern nach Kevelaer

Gebete für Versöhnung

​Mehrere tausend Tamilen aus ganz Westeuropa sind am Samstag ins niederrheinische Kevelaer gepilgert. Die Angehörigen dieser srilankischen Minderheit beten jedes Jahr in dem Marienwallfahrtsort für Versöhnung in ihrer Heimat

Tamilenwallfahrt in Kevelaer / © Oliver Berg (KNA)
Tamilenwallfahrt in Kevelaer / © Oliver Berg ( KNA )

Während des blutigen Bürgerkriegs (1982-2009) waren viele Tamilen nach Deutschland, Benelux, Frankreich, England, Italien und Skandinavien geflüchtet. Die Wallfahrt der katholischen Tamilen nach Kevelaer findet seit 1988 statt, in diesem Jahr zum 30. Mal.

Der Ort bei Xanten dient den einstigen Bürgerkriegsflüchtlingen als Ersatz für die Pilgerfahrt nach Madhu im Norden Sri Lankas, die jeden August zum kirchlichen Hochfest Mariä Himmelfahrt stattfindet. In Madhu wird eine 400 Jahre alte Marienstatue verehrt. Mehrere 100.000 Menschen nehmen alljährlich daran teil, darunter nicht nur Katholiken und Christen anderer Konfessionen, sondern auch Buddhisten und Hindus.

2015: Besuch von Papst Franziskus

Ein Fünftel der Bevölkerung Sri Lankas gehört der katholischen Kirche an; die Singhalesen im Süden des Landes sind mehrheitlich Buddhisten. Die katholische Kirche ist eine der wenigen Institutionen, die in beiden Bevölkerungsgruppen verankert sind und damit zu Versöhnung nach dem Bürgerkrieg beitragen können. Papst Franziskus besuchte im Januar 2015 Sri Lanka und auch den Wallfahrtsort Madhu. Er rief dort zu Frieden unter den Bevölkerungsgruppen und Religionen auf.

Die 28.000-Einwohner-Stadt Kevelaer gilt mit rund 800.000 Pilgern jährlich als größte katholische Wallfahrtsstätte Deutschlands nach dem bayerischen Altötting. Anziehungspunkt ist das Marienbild "Trösterin der Betrübten" von 1641, der Zeit des verheerenden Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Zu den Höhepunkten des Pilgerjahres zählt neben der Tamilen-Wallfahrt auch eine seit 1985 stattfindende Motorradwallfahrt mit mehreren tausend Teilnehmern.

Das Pilgerfest der Tamilen, das auch mehr und mehr Schaulustige aus der Region anzieht, ist geprägt von leuchtenden Farben. Frauen und Mädchen in traditionellen Saris kaufen und verkaufen auf einem Markt Waren aus ihrer Heimat. In Garküchen werden typische Gerichten aus Sri Lanka angeboten.


Quelle:
KNA