Tausende trauern in Mannheim um getöteten Polizisten

"Mannheim hält zusammen"

Die Bevölkerung und die Religionsgemeinschaften in Mannheim nehmen großen Anteil am Schicksal des ermordeten Polizisten. "Gott will, dass wir in Frieden leben", hieß es bei der Gedenkveranstaltung am Montag.

Gedenken an getöteten Polizisten in Mannheim / © Uli Deck (dpa)
Gedenken an getöteten Polizisten in Mannheim / © Uli Deck ( dpa )

In Mannheim haben 8.000 Menschen an einer Mahnwache für den nach einer Messerattacke verstorbenen Polizisten teilgenommen. "Der Tod dieses jungen Menschen erfüllt uns mit Trauer, wühlt uns auf und raubt uns die Worte", sagte der Dekan der Katholischen Kirche in Mannheim, Karl Jung, am Montag bei dem Gedenken auf dem Mannheimer Marktplatz, wo die Tat am Freitag geschah. 

Ein breites Bündnis hatte zu der Veranstaltung aufgerufen; sowohl Vertreter der Mannheimer Religionsgemeinschaften, darunter die katholische und evangelische Kirche sowie der jüdischen und muslimischen Gemeinde, als auch politische Vertreter äußerten Fassungslosigkeit über die Tat.

Ermittler vermuten ein islamistisches Motiv

Zugleich forderten sie die Bürgerinnen und Bürger auf, sich nicht spalten zu lassen. "Gott will, dass wir in Frieden leben", erklärte der Imam der Muslimischen Gemeinde Mannheims, Mustafa Aydinli. Am Freitagvormittag hatte ein 25-jähriger Afghane vor einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa sechs Menschen mit dem Messer verletzt; der getötete 29-jährige Polizist erlitt die tödlichen Stiche, nachdem er zur Hilfe geeilt war. Die Ermittler vermuten ein islamistisches Motiv für die Tat.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (M.SPD) legt zusammen mit Thomas Strobl (CDU), Innenminister von Baden-Württemberg, und Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen), Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, am Marktplatz Blumen für einen bei einer Messerattacke getöteten Polizisten nieder. / © Uli Deck (dpa)
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (M.SPD) legt zusammen mit Thomas Strobl (CDU), Innenminister von Baden-Württemberg, und Muhterem Aras (Bündnis 90/Die Grünen), Präsidentin des baden-württembergischen Landtags, am Marktplatz Blumen für einen bei einer Messerattacke getöteten Polizisten nieder. / © Uli Deck ( dpa )

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) verurteilte die Tat aufs Schärfste und betonte, er hoffe auf eine harte und angemessene Strafe für den Täter. Er unterstrich aber auch, dass Mannheim Heimat für alle bleibe, die Anstand besäßen und die gemeinsamen Gesetze, Werte und Normen achteten. Mannheims Dekan Jung sagte: "Wir leben und glauben in unterschiedlicher Weise, wir schöpfen aus unterschiedlichen Traditionen, wir lesen in unterschiedlichen Schriften. Mehr noch als die Unterschiede wiegt das, was uns gemeinsam ist: Die Liebe zum Leben und der Wert eines jeden Menschenlebens."

Kranzniederlegung

Nach einer Schweigeminute sowie kurzen Gebeten legten Politik- und Religionsvertreter Blumen und einen Kranz vor einem Denkmal in der Mitte des Marktplatzes nieder. Dort hatte sich der Messerangriff am Freitag ereignet. Bereits das ganze Wochenende über hatten Menschen an der Stelle Kerzen angezündet sowie Bilder und Pappschilder aufgestellt, auf denen stand "Freund, Helfer, Held" und "Danke, Polizei". 

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sowie Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) waren für die Mahnwache nach Mannheim gereist. Daneben nahmen hunderte Polizisten in Uniform und Zivil an der Kundgebung teil.

Worte vom Freiburger Bischof 

Am Mittag hatte auch der Freiburger Erzbischof Stephan Burger seine Bestürzung über die Gewalttat ausgedrückt. "In meinen Gedanken und Gebeten bin ich bei dem Verstorbenen und dessen Angehörigen. Ihnen gilt mein tiefes Mitgefühl in diesen schwierigen Stunden", sagte Burger. Gewalt dürfe niemals ein Mittel der Auseinandersetzung sein. "Wir müssen zusammenstehen. Mit der Verrohung in der politischen Auseinandersetzung dürfen wir uns niemals abfinden." Mannheim gehört zum Gebiet des Erzbistums Freiburg.

Quelle:
KNA