Der Tempelberg, arabisch Haram al-Scharif, soll ab Freitag bis zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan (2. Mai) für nichtmuslimische Besucher geschlossen bleiben. Über entsprechende Pläne des israelischen Ministerpräsidenten Naftali Bennet berichteten am Dienstagabend mehrere Medien. Seit Tagen war es an der Heiligen Stätte in der Jerusalemer Altstadt zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen.
Vorwürfe an die Regierung
Rechte Kräfte in Israel, darunter radikale jüdische Tempelbergaktivisten, warfen der Regierung vor, vor palästinensischem Terrorismus zu kapitulieren. Bisher bestätigten weder das Büro des Ministerpräsidenten noch die Polizei die geplante Schließung. In den vergangenen Jahren war das Heiligtum während der letzten Tage des Ramadan wiederholt für Nichtmuslime geschlossen worden, so etwa im Jahr 2019 für 19 Tage.
Ramadan zusammen mit Pessachfest
Der Ramadan fällt in diesem Jahr mit dem bis Freitagabend dauernden einwöchigen jüdischen Pessachfest zusammen, was zu weiteren Spannungen führt. Unter anderem warfen Palästinenser Steine auf Busse und Gläubige auf dem Weg zur Klagemauer. Sieben Personen wurden leicht verletzt. Bei Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der Polizei auf dem Tempelberg am vergangenen Freitag wurden mindestens 170 Personen verletzt.
Tempelberg als wichtige Heilige Stätte
Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds sind mit dem Ort verbunden. Der geltende Status quo gestattet Nichtmuslimen den Besuch, das öffentliche Gebet auf dem Tempelberg ist jedoch Muslimen vorbehalten. An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern.