Inzwischen habe die Terrormiliz Boko Haram ihren Fokus in die ländlichen Gebiete Nigerias sowie in die Grenzgebiete zu Kamerun und Tschad verlagert, sagte Bischof Bruno Ateba Edo aus Maroua-Mokolo im Norden Kameruns dem päpstlichen Hilfswerk "Kirche in Not".
Dieses zitierte ihn am Mittwoch weiter mit den Worten: "Boko Haram ist wie das wilde Tier der Apokalypse: Wenn ihm ein Kopf abgeschlagen wird, scheint es einen anderen hervorzubringen."
Kein Tag ohne Anschläge und Übergriffe
An der Grenze vergehe kein Tag, an dem es nicht zu Anschlägen und Übergriffen von Terroristen komme, so Ateba. Die Meldungen über entführte und hingerichtete Bauern hätten in der Bevölkerung Angst und Psychosen ausgelöst. Dabei hatte die Regierung Nigerias Ende 2015 den militärischen Sieg über die islamistische Terrorgruppe verkündet.
Bis heute spricht die Armee zudem regelmäßig von Erfolgen im Kampf gegen den Terrorismus.
Noch kein Sieg über den Terror
Auf nigerianischer Seite kommt es aktuell vor allem im Bundesstaat Borno, der an Niger, Tschad und Kamerun grenzt, vermehrt zu Anschlägen. Erst am Wochenende hatten sich an einer Moschee in der Stadt Gwoza zwei Selbstmordattentäterinnen in die Luft gesprengt.
Dabei handelt es sich häufig um Entführungsopfer, die zu diesen Taten gezwungen werden. In der Vergangenheit waren mehrfach Islam-Gelehrte und Imame ermordet worden.
Boko Haram (Westliche Bildung ist Sünde) hatte sich 2016 gespalten.
Aufgaben des Staates
Die neue Gruppierung "Islamischer Staat in der Westafrikanischen Provinz" (ISWAP) verfügt über internationale Terrorverbindungen in den Sahel und den nahen Osten. Beobachtern zufolge soll sie am Tschadsee Dörfer und Märkte kontrollieren sowie Abgaben eintreiben.
Damit übernimmt sie Aufgaben, die eigentlich dem Staat vorbehalten sind. In der Weihnachtszeit war ein Video in den sozialen Netzwerken aufgetaucht, das die Enthauptung von elf Menschen in Nigeria zeigt. ISWAP übernahm die Verantwortung dafür.
Einzelne kriminelle Banden
Nach Angaben der nigerianischen Militärführung ist Boko Haram in einzelne kriminelle Banden zerfallen, die allein Verbrechen beginnen, um sich zu bereichern.
In der Vergangenheit berichteten Augenzeugen im Nordosten von Überfällen auf Dörfer, bei denen die Mitglieder der Miliz Nahrungsmittel, Benzin und Motorräder stahlen.
Berichte Betroffener
Bischof Bartelemy Yaouda Hourgo aus Yagoua in Kamerun, der aus einem Dorf nahe der nigerianischen Grenze stammt, schrieb an "Kirche in Not": "Mein Heimatdorf existiert nicht mehr. Die Terroristen töteten einen jungen Mann aus meiner Verwandtschaft und plünderten das ganze Dorf, darunter auch mein Elternhaus."
Die Bewohner seien geflohen, nur die alten und kranken Dorfbewohner seien geblieben. Die Geflüchteten müssten jetzt unter freiem Himmel schlafen.
Flucht und Angst
Nach Einschätzung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) sind rund um den Tschadsee mehr als 2,5 Millionen Menschen auf der Flucht.
Mit mehr als zwei Millionen stammt die große Mehrheit aus Nigeria. Die Zahlen sind im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen.