Dies sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vor den Angehörigen und Freunden der Opfer sowie den Überlebenden der Tat. Zugleich räumte er ein, dass der Staat sein Versprechen auf Schutz und Sicherheit nicht eingehalten habe.
Der Staat stehe "in der Schuld der Opfer, der Verletzten und ihrer Angehörigen", so Steinmeier. "Er steht in der Pflicht, die Fehler, Versäumnisse und Probleme auszuräumen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Anschlag nicht verhindert wurde." Bei neuen Erkenntnissen zu der Tat müsse weiter ermittelt werden, forderte der Bundespräsident. Er kritisierte zudem Versäumnisse bei der Unterstützung der Hinterbliebenen und Verletzten. Dass es seither "spürbare Verbesserungen" gegeben habe, sei deren Engagement zu verdanken. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, der Anschlag habe gezeigt, wie wichtig die "Perspektive der Opfer" und die Koordinierung der Hilfsangebote sei.
Andacht und 13 Glockenschläge
Bei einer Andacht hatte der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein mit Blick auf den islamistischen Hintergrund der Tat zuvor betont: "Niemand, der mordet, kann sich je auf Gott berufen. Terror im Namen der Religion widerspricht und lästert auch Gott." Zudem forderte er, die ganze Gesellschaft müsse an der Seite der Hinterbliebenen stehen, "nicht nur an den großen Jahrestagen, dass es nicht nur bei großen Worten bleibt".
Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch dankte allen, die den Opfern geholfen haben und weiterhin helfen. Der Rabbiner Andreas Nachama sang und sprach das jüdische Totengebet. Der Imam Kadir Sanci rief dazu auf, sich für eine gewaltfreie Welt einzusetzen. Er betonte, im Namen des Islam sei «zu oft Gewalt verbreitet» worden.
Nach der Andacht wurden vor den Stufen zur Kirche an der Gedenkstätte "Goldener Riss" die Namen der 13 Menschen verlesen, die infolge des Anschlags starben. Um 20.02 Uhr, dem Tatzeitpunkt, schlug die Glocke der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche 13 Mal.
Rückblick auf den Tag des Anschlags
Der abgelehnte Asylbewerber Anis Amri war am 19. Dezember 2016 in Berlin mit einem Lastwagen über den Weihnachtsmarkt gerast. Dem Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gelang die Flucht nach Italien, wo er bei einer Kontrolle von der Polizei erschossen wurde.
Bei seinem Terroranschlag kamen unmittelbar zwölf Menschen zu Tode. Im vergangenen Oktober starb zudem Sascha Hüsgens an den Folgen einer schweren Verletzung, die er erlitt, als er Erste Hilfe leistete. Steinmeier hob "seinen Mut, seine Hilfsbereitschaft und seine Selbstlosigkeit" hervor. Überdies wurde bei dem Anschlag rund 100 Menschen verletzt und leiden teilweise bis heute unter den Folgen.