Im Interview der "Kölnischen Rundschau" (Mittwoch) warnte der in Münster lehrende Wissenschaftler vor einer "gefährlichen Rhetorik" etwa in der "Islamischen Charta" deutscher muslimischer Verbände: "Hier stellen sich Muslime gerade nicht als selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft dar, sondern meinen, sie müssten erst einen Vertrag mit dieser Gesellschaft, mit Europa eingehen."
Nach Ansicht Khorchides ist es "hochproblematisch, dass Imame aus dem Ausland hier in Deutschland zu den Menschen sprechen und die religiösen Bezüge herstellen". Diese Prediger würden die Lebenswirklichkeit in Deutschland nicht kennen.
Koran im Kontext
Khorchide, der an der Universität Münster für die Ausbildung islamischer Religionslehrer zuständig ist, wandte sich nachdrücklich gegen Versuche, aus einer wörtlichen Auslegung des Koran Rechtsvorschriften für die Gegenwart herzuleiten. Man müsse den Koran vielmehr im historischen Kontext des 7. Jahrhunderts verstehen und die Rolle Mohammeds als Glaubenslehrer von der des Staatsoberhaupts trennen. "Die juristischen Maßnahmen, wie Körperstrafen, sind für Muslime heute nicht bindend." Wer das einsehe, könne auch als Muslim das Prinzip eines säkularen Staates vertreten.