Der Bochumer Sozialethiker Joachim Wiemeyer hat die SPD nach dem Rücktritt von Andrea Nahles als Vorsitzende kritisiert. Zum Mindestmaß an Tugenden politischer Akteure gehöre die Loyalität gegenüber den selbst gewählten Amtsträgern, Wahrhaftigkeit und Kompromissfähigkeit, sagte der Theologe der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bochum.
"Es ist bedauerlich, dass gerade zum 70. Jubiläum des Grundgesetzes, das in Deutschland eine stabile politische Kultur der Gemeinwohlorientierung und Verantwortungsbereitschaft hervorgebracht hat, eine Partei, die sich in der deutschen Geschichte viele Verdienste erworben hat, selbst zerstört", sagte Wiemeyer. Destruktive Machtmächte innerhalb einer Partei könnten Populisten weiteren Auftrieb geben, da Teile der Bevölkerung Politiker und Parteien negativ einschätzten. Wohin mangelnde Gemeinwohlverantwortung in der Politik führe, lasse sich in anderen Ländern wie Großbritannien ablesen, wo "keine konstruktiven Mehrheitsentscheidungen im Parlament mehr zustande kommen".
Nahles hatte zuvor erklärt, ihre Ämter als Partei- und Fraktionsvorsitzende abzugeben und auch ihr Bundestagsmandat niederzulegen. (KNA, 03.06.2019)